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Messstationen erreichen bald das Messlimit

Erstellt am 11. Jänner 2019

Die Schneepegel-Messstationen des Lawinenwarndienstes Steiermark sind im Hinblick auf ihre Dimensionierung auf große Schneemächtigkeiten ausgelegt. Daher wurde an der Station am Loser auch das Solarpanel vor einigen Jahren höher montiert (wie im Foto ersichtlich), um die Sensorik trotz großer Gesamtschneehöhen noch mit Energie versorgen und somit eine Messung gewährleisten zu können. Trotz aller Vorkehrungsmaßnahmen ist angesichts der derzeitigen Starkniederschlagsphase dennoch bald das Messlimit erreicht...

Ein interessantes Phänomen lässt sich in diesem Zusammenhang derzeit an den Diagrammdarstellungen am Loser feststellen. Die Schneemessung hat die 5-Meter-Marke bereits überschritten, und auf ihrem Weg dorthin auch den Temperaturfühler überragt und eingeschneit. Die Konsequenz ist, dass der für die Messung der Lufttemperatur gedachte Sensor derzeit die Schneetemperaturen misst.

Verhältnisse an der Station Loser und ihrem eingeschneiten Temperatursensor. (Quelle: LWD Steiermark)

 

Problematisch sind die enormen Schneehöhen auch für Lawinenverbauungen, die – wie auf dem folgenden Webcam-Bildervergleich gut ersichtlich – schon zur Gänzer überdeckt sind.

Exakt gleicher Fotoausschnitt (Webcamaufnahmen): Das obere Foto entstand Ende November, unten ein aktuelles Vergleichsbild mit zur Gänze eingeschneiten Verbauungen. (Quelle: Webcam Loser, bearbeitet)

 

 

 


Enorme Schneemengen, Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr in den Nordalpen!

Erstellt am 10. Jänner 2019

Die außergewöhnlichen Schneemächtigen – mitsamt all ihren Folgeerscheinungen – prägen derzeit in den niederschlagsintensiven Staulagen nicht nur das Bild der Landschaft, sondern beeinflussen in den Krisengebieten auch massiv das Leben der ortsansässigen Bevölkerung. Das Gefahrenpotential ist sehr weitreichen und umfasst auch über die Lawinengefährdung hinausgehende Bereiche: Dazu gehören beispielsweise die (auch weiter) ansteigenden Dachlasten und damit zusammenhängend auch aufgrund der enormen Zusatzlast umstürzende Bäume.

Die Schneelast ist stark angestiegen, zum Teil werden die ... (Quelle: Hermann Kain)
... Dächer bereits abgeschaufelt und von dieser Zusatzlast befreit. (Quelle: Hermann Kain)

Zudem sollten die Einsinktiefen in den Unmengen lockeren Schnees derzeit nicht unterschätzt werden. Tragisch endete in diesem Zusammenhang im Mariazeller-Raum beispielsweise der Sturz eines Skifahrers, der vom Pistenrand abkam und über eine Wechte in den tiefen, lockeren Schnee stürzte und dabei verstarb.

Unmengen an lockerem Schnee, der für tiefe Einsinktiefen sorgt, die nicht unterschätzt werden sollten. Auch der Tierbestand hat mit den Schneemengen zu kämpfen (Pfeil in der rechten Abbildung). (Quelle: Hermann Kain)

Wenn man sich der zusätzlichen Gefährdung dieser enormen Schneemassen bewusst ist und den Fokus wieder auf die Lawinengefährdung richtet, so wird man – zumindest in Ansätzen – an eine vergleichbare Situation von 10 Jahren erinnert. Auch damals sorgten ergiebige Schneefälle in den Nordstaulagen für tiefwinterliche Verhältnisse. Am 17. Tag der niederschlagsintensiven Nordstauwetterlage herrschte in den gesamten Nordalpen (von „Ost“ bis „West“, damals gab es die Unterteilung „Mitte“ noch nicht) am 24.02.2009 Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr.

Der Schneehöhenverlauf vor fast 10 Jahren, im Februar 2009: Damals wurden auf der Tauplitz eine Gesamtschneehöhe von etwa 4 m registriert, es herrschte Lawinengefahrenstufe 5. Die blaue Kurve stellt die Gesamtschneehöhe dar, die hellblauen Kästchen zeigen den täglichen Neuschneezuwachs, die Farbfelder oberhalb der Datumsangabe deuten auf die ausgegebenen Lawinengefahrenstufe hin (gelb = Stufe 2 "mäßig", orange = Stufe 3 "erheblich", rot = Stufe 4 "groß", schwarz = Stufe 5 "sehr groß"). (Quelle: LWD Steiermark)

Blickt man noch weiter zurück, so findet man 2005 eine weitere kritische Lawinenphase mit der Ausgabe von Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr am 03. und 04.02.2005.

"Sehr große" Lawinengefahr herrschte auch Anfang Februar 2005. (Quelle: LWD Steiermark)

Und wie schaut es im Vergleich dazu heute in der Steiermark aus?

Einige von sehr vielen Straßensperren in der Steiermark aufgrund der angespannten Lawinensituation (Bereich Wildalpen). (Quelle: Hermann Kain)

Wir befinden uns Anfang Jänner noch vergleichsweise „früh“ im Kernwinter und umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die heutigen Werte – je nach Station – die damaligen Pegelstände erreichen (und zum Teil auch überflügeln).

Auch in diesem Winter wurde auf der Tauplitz die "4-Meter-Marke" überschritten. Der Pegelanstieg von 1,5m am Beginn der niederschlagsreichen Phase (um 2,5m) auf 4,0m innerhalb kurzer Zeit ist bemerkenswert. (Quelle: LWD Steiermark)
Noch massiver als auf der Tauplitz gestaltet sich der Schneezuwachs am Loser, hier kamen (inklusive Setzung) 4m hinzu, die Pegelhöhe beträgt derzeit somit 5 Meter, und das auf ca. 1500m Seehöhe! (Quelle: LWD Steiermark)

Gestrige Befliegung

Erstellt am 9. Jänner 2019

Der Lawinenwarndienst Steiermark hat gestern mit dem BM.I während eines kurzen "Wetterfensters" im Osten der Steiermark einen Erkundungsflug durchgeführt. Im Bereich Seewiesen konnten mitunter auch die Lawinenverbauungen begutachtet werden. Die großen Schneemächtigkeiten spiegelten sich auch hier wider, die Bauwerke waren zum Teil bereits gefüllt. Sowohl am heutigen Mittwoch als auch morgen steht uns weiterer Neuschneezuwachs bevor, erst für Freitag kündigt sich eine zwischenzeitliche Wetterbesserung an, die weitere Erkundungs-/Versorgungsflüge erlauben dürfte.

Zum Teil bereits gefüllte Verbauungen. (Quelle: LK Turnau, Schadl)
 
Trotz ungünstiger Wetterbedingeungen gelangf es der Crew des BMI Personen von der eingeschneiten Häuselalm auszufliegfen und zusammen mit der LK Turnau die Situation im Bereich Seeberg zu beurteilen. (Quelle: LWD)

Update 07.01.2019: Längerfristiger Ausblick über die Schnee- und Lawinensituation in der Steiermark

Erstellt am 7. Jänner 2019

Analyse:

Ab gestern Abend, 06.01.2019, setzte in den steirischen Nordstaugebieten wieder stärkerer Schneefall ein, in den vergangenen 12 Stunden wurden - je nach Region - 20 bis 40cm Neuschnee gemessen (siehe Karte).

 

In tiefen Lagen fiel der Niederschlag meist in Form von schwerem, feuchtem Schnee, unterhalb von etwa 800m auch als Regen (siehe Karte). Von den eher durchschnittlichen Schneehöhen der tieferen Tallagen sollte man sich also nicht täuschen lassen, da sich der Schnee durch höhere Temperaturen oder Regen stark setzte. Mit zunehmender Seehöhe nehmen die Schneehöhen aber rasch zu und sind in den Hochlagen für die Jahreszeit deutlich überdurchschnittlich!

 

Ausblick:

Die weiteren Wetterprognosen zeigen ein kurzzeitiges Nachlassen oder Aufhören der Niederschläge um Mitternacht, während der 2.Nachthälfte bis zum Morgen des Dienstag, 08.01.2019 können die Wolken auch kurzzeitig etwas auflockern. Mit einem stürmischen Frontensystem setzten aber ab Dienstagvormittag wieder teils intensive Niederschläge ein, die mit kurzen Unterbrechungen voraussichtlich bis Freitagvormittag anhalten werden. Die Schneefallgrenze schwankt am Dienstag noch zwischen 400m und 700m, sinkt aber bereits in der Nacht auf Mittwoch wieder in die Täler. Der Wind aus West bis Nordwest bleibt stürmisch und lässt erst ab Mittwochabend etwas nach.

Bis Freitag werden in den schon bisher schneereichen Nordstauregionen Neuschneesummen bis zu 1 Meter erwartet!

Prognostizierte Neuschneesummen bis Donnerstag, 10.Jänner, 0:00 Uhr

Weiterhin angespannte Situation in weiten Teilen der Steiermark

Erstellt am 5. Jänner 2019

Seit 02.01. sorgt eine vorherrschende Nordwetterlage in den Staulagen der Nordalpen und der Tauern für beträchtliche Neuschneemengen, auf den Bergen fielen bislang bis zu 200cm Neuschnee. Neben den Neuschneemengen sind der stürmische Nordwind und die Temperaturänderung für die angespannte Situation verantwortlich. Mit dem durch eine Warmfront initiierten Temperaturanstieg lagerte sich etwas feuchterer und dichterer Schnee auf lockeren, kälteren Neuschnee ab.

Die Daten der Station am Tamischbachturm im Gesäuse spiegeln die zurzeit vorherrschende Situation eindrucksvoll wider. Nach der kalten Phase zu Beginn des Niederschlagereignisses ab 02.01. sorgte eine Warmfront in der Früh des 04.01. neben weiterem starkem Schneefall für einen kontinuierlichen Temperaturanstieg.  Quelle: LWD

Mit zunehmender Schneemächtigkeit nahm seit 04.01. die spontane Lawinenaktivität kontinuierlich zu. Abgänge von mittleren bis großen Lockerschneelawinen als auch große spontane Schneebrettlawinen wurden registriert. Aufgrund der zunehmenden Gefährdung sowie der starken Schneeverwehungen wurden viele Straßen gesperrt, vereinzelt wurden auch Siedlungen evakuiert.

Abgang der Roßkarlawine am 04.01. , welche die Straße zur Oberst Klinke Hütte verlegte. Quelle: Kren

Auch die Straße Richtung Hinterwildalpen wurde in der Nacht auf den 05.01. von einer Lawine verlegt. Quelle: LK Wildalpen

Aufgrund der großen Neuschneemengen lösen sich immer wieder Lockerschneelawinen aus steilem Gelände, wie hier im Gesäuse bei Hieflau. Quelle: Wildling (ÖBB)

Die Situation bleibt weiterhin angespannt, in den Nordalpen und den Tauern herrscht verbreitet große Lawinengefahr. Bis Montagfrüh fällt auf den Bergen noch einmal bis zu ein halber Meter Neuschnee bei weiter anhaltendem stürmischem Nordwind. Die Gefahr von großen und auch sehr großen spontanen Lawinen bleibt weiter bestehen. Neben den Neuschneemengen ist auch in der kommenden Nacht der Temperaturverlauf ein entscheidender Faktor, die Schneefallgrenze schwankt (in Abhängigkeit von der Niederschlagsintensität) weiter zwischen 500m und 1000m.

Speziell im exponierten Gelände unter starkem Windeinfluss ist der Schneedeckenaufbau extrem ungünstig. Weiche, kalte Schneeschichten sind überdeckt, die Schneedecke kann in allen Expositionen sehr leicht, also durch die geringe Zusatzbelastung eines Wintersportlers gestört und als Schneebrettlawine ausgelöst werden, die große Ausmaße annehmen können! Unternehmungen im Gelände erfordern in dieser Situation viel Erfahrung und besonders gutes lawinenkundliches Beurteilungsvermögen. Die weiterhin schlechten Sichtbedingungen machen dies aber meist unmöglich. Durch die enormen Einsinktiefen ist der Schnee außerdem sehr schwer zu fahren! Unerfahrene Personen sollten den gesicherten Pistenbereich nicht verlassen!

Die gebundene Schneeauflage kann durch einen Bruch der daruterliegenden weicheren Schicht leicht als Schneebrett ausgelöst werden. Quelle: Friedl
 
Die steigende Schneefallgrenze sorgte bereits in den Abendstunden des 05.01. für spontande Abgänge auf steilen, schneereichen Wiesenhängen wie hier in Weißenbach a.d. Enns. Quelle: Tadler

Prognostizierte Neuschneesumme bis Montagfrüh (07.01.) (Ausgangslage 05.01. 06:00 UTC) Quelle: ZAMG


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