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Samstag, 3.März 2018: Der bisher lawinenreichste Tag dieses Winters

Erstellt am 4. März 2018

Der Samstag, 3.März, war der bisher lawinenreichste Tag in dieser Wintersaison. Vom Silberling, Bösenstein, Tamischbachturm, Veitsch, Häuslalm und Sonntagskogel wurden Schneebrettauslösungen mit Personenbeteiligung gemeldet, die aber alle glimpflich verliefen. Besonderes Glück hatten 5 Tourengeher einer zehnköpfigen Gruppe, die am Rauschkogel ein Schneebrett auslösten und mitgerissen wurden, den Lawinenabgang aber unbeschadet überstanden.

Die Windstation am Gr. Schober zeigt die in Stärke und Richtung stark wechselnden Windverhältnisse gut an. Quelle: LAWIS

Die Gründe für das gehäufte Auftreten von Schneebrettauslösungen an diesem Tag sind vielschichtig. Neben dem verstärkten Andrang von Tourengehern an diesem Wochenende mit günstigen Wetterverhältnissen ist der schlechte Schneedeckenaufbau ab Donnerstag, dem 1.März entstanden. Die Periode zuvor war durch die Kältewelle mit sehr niedrigen Temperaturen, relativ wenig Wind und lockerem Neuschnee, teilweise auch in Form von Wildschnee gekennzeichnet. Mit diesem Schnee hatte der in Richtung und Stärke permanent wechselnde Wind leichtes Spiel, durch die anhaltenden Schneeumlagerungen kam es ab Donnerstag zu größeren Triebschneeansammlungen, die in geschützteren Hangzonen auf weicherem Schnee oder Oberflächenreif abgelagert und daher sehr störanfällig wurden. Während an den sonnenbeschienen Hängen die Setzung rascher erfolgte, und eine gewisse Entspannung eingetreten ist,  bestehen die Triebschneeprobleme im schattseitigen Gelände nach wie vor. Selbst in tieferen Lagen, wo die Kälte noch nicht ausgeräumt wurde, trifft man auf spröde gebliebene Triebschneelinsen.

Wie unvernünftig sich manche Tourengeher verhalten, zeigt nachfolgendes Bild, welches Samstagmittag aufgenommen wurde: Es zeigt einen Schifahrer, der in die eingewehte NW- Rinne des Gr. Grießsteins einfährt und dann zu Fuß weitergeht…

„Mutiger“ Schitourengeher quert die eingewehte Rinne am Gr. Grießstein…
…und geht zu Fuß weiter. Foto: A. Podesser
1,5km östlich davon löst etwa zur gleichen Zeit ein einzelner Schitourengeher am Sonntagskogel ein Schneebrett aus. Foto: D. Obermayer, D. Sykora

Triebschnee in untypischen Expositionen

Erstellt am 24. Februar 2018

Von Dienstag bis Freitag sind in den steirischen Bergen bis zu 50 cm Neuschnee gefallen. Der Niederschlagsschwerpunkt lag im Bereich der Koralpe, aber auch die östlichen Niederen Tauern, die Nordalpen Ost und das östliche Randgebirge haben einigen Neuschnee abbekommen. Der kalte Schnee ist zunächst ohne Wind gefallen und wurde dann seit Donnerstag durch mäßigen bis lebhaften Ostwind kammnah in westlich exponierten Hängen abgelagert. Am Samstag hat der Wind auf Nord gedreht, wodurch nun auch die Südexpositionen mit Triebschnee beladen werden.

Das Schneedeckenfundament ist insbesondere in Bereichen mit relativ geringer Schneemächtigkeit von störanfälligen Schwachschichten zwischen Harschkrusten durchsetzt. Dort wo der frische Triebschnee auf solchen Schwachschichten zu liegen kommt, können derzeit sehr leicht Schneebrettlawinen ausgelöst werden. Die Gefahrenstellen finden sich vornehmlich kammnah direkt über der Waldgrenze in westlich und südlich exponierten Hängen.

Ein Beispiel ist eine vermutlich spontan am Donnerstag abgegangene  Schneebrettlawine der Größe 3 im Westhang direkt unter dem Gipfel des Moschkogel im Koralmgebiet.

Vermutlich am Donnerstag (22.2.) spontan abgegangene Schneebrettlawine am Westhang des Moschkogel.

Auch in den Seckauer Tauern wurde am Samstag auf etwa 1900m ein kritischer Schneedeckenaufbau vorgefunden und Gefahrenzeichen wie Wumm-Geräusche wahrgenommen. Direkt unterhalb eines Nord-Süd verlaufenden Kammes hat sich westseitig etwa 40cm spröder Triebschnee auf einer dünnen Harschkruste abgelagert. Direkt darunter findet sich eine störanfällige Schwachschicht aus kantigen, rieselfreudigen Kristallen. Auch tiefer im Schneedeckenfundament finden sich jede Menge potentielle Schwachschichten bis hin zu Schwimmschnee direkt über dem Erdboden. Das entsprechende Schneeprofil ist hier im LAWIS System zu finden.

Schneeprofil westseitig am Rosenkogel (Samstag, 24.2.)

Zusammenfassend können derzeit besonders die Bereiche knapp über der Waldgrenze, wo frischer Triebschnee auf einer relativ geringmächtigen Altschneedecke abgelagert wurde als kritisch bezeichnet werden. Das ist vor allem kammnah in westlich und seit Samstag zunehmend auch südlich ausgerichteten Hängen der Fall. Während sich Schwachschichten innerhalb der frischen Triebschneeauflage bereits großteils abgebaut haben, wird sich die nun wesentliche Schwachschicht aufgrund ihrer Kristallstruktur nicht so schnell stabilisieren. Lokal muss also auch in nächster Zeit mit kritischen Gefahrenstellen gerechnet werden.

Unter der Waldgrenze findet man allerdings vor allem nordseitig sicher noch einige Tage lang traumhaften Pulverschnee smile


Schneesituation Koralmgebiet, 08.02.2018

Erstellt am 10. Februar 2018

Ein Adriatief hat zu Wochenmitte in den südlichen Gebirgsgruppen für kalten Neuschnee gesorgt, bis zu 20 Zentimeter wurden im Bereich des weststeirischen Randgebirges  gemessen.  Der „Vorteil“ dieser Wetterlage ist, dass sich der Wind während des Schneefallereignisses eher zurückhält, wiewohl etwa die Koralpe eine äußerst windreiche Region ist. Kaum windverfrachtet und entsprechend pulvrig war der Schnee.

Auf dem Weg zum Moschkogel, im Hintergrund der Windpark Handalpe.

Dass es aber auch in dieser Mittelgebirgsregion Hangzonen gibt, die man besser nicht befahren sollte, zeigt bspw. die Einsattelung zwischen Moschkogel und Hühnerstütze: Der ostexponierte Hang ist im Kammbereich immer stark verwechtet, das Erlengebüsch bietet gute Voraussetzungen für die aufbauende Schneeumwandlung.

Der verwechtete Übergang von der Grillitschhütte zur Bärentalalm zwischen Moschkogel und Hühnerstütze.

Die Gesamtschneehöhen in diesem Gebiet bewegen sich zwischen 80 und 100 Zentimeter, an einigen eingewehten Hangbereichen kann aber auch deutlich mehr Schnee liegen, der außerdem störanfällig ist (siehe Schneeprofil)!  Es gibt hier auch eine Wetterstation des Hydrographischen Dienstes, die Schneedaten können auf der Homepage des Lawinenwarndienstes abgerufen werden.

Station Grünangerhütte des HD Steiermark.

Störanfälliger Triebschnee und Pulver

Erstellt am 3. Februar 2018

Die Lawinengefahr wird zurzeit durch unterschiedliche Windeinwirkung bestimmt. Findet man in geschützten Lagen meist besten Pulverschnee vor, so konnten sich in Hochlagen speziell hinter exponierten Geländekanten störanfällige Triebschneebereiche Ausbilden. Die Verhältnisse variieren stark, Rückmeldungen (unter anderem auch von Schneebrettauslösungen) bestätigen die ungünstigen Schneedeckenverhältinisse in Bereichen mit stärkerem Wind!

Windspitzen und -richtung am Nachmittag des 03.02., auch in der Nacht auf 04.02. bleibt es stellenweise böig. Quelle: ZAMG, LWD
 
Dort wo der Nordwestwind nicht wirkte, bietet der kalte, ungebundene Neuschnee (blau) auf der verharschten Altschneedecke (rot) meist perfekte Abfahrtsbedingungen. Schlagartig ungünstiger gestaltet sich der Schneedeckenaufbau unter Windeinfluss!  Quelle: LWD
Frische Wechten und bearbeitete Oberflächen müssen als Wind- und somit Gefahrenzeichen ernstgenommen werden!  Quelle: LWD

Reparaturarbeiten und Schneedeckenuntersuchung vor der nächsten winterlichen Phase

Erstellt am 1. Februar 2018

Die schöne Wetterphase wurde genutzt, um am 31.01. gemeinsam mit dem BMI notwendige Reparaturen an den Lawinenstationen durchzuführen und einen Blick in die Schneedecke zu werfen. Wie schon im Beitrag vom 30.01. ausführlich beschrieben, konnten auf unserem ganzen Flug im Bereich der Niederen Tauern und der Nordalpen zahlreiche spontan abgegangene Gleitschneelawinen beobachtet werden.

Auf dem Weg zu den Stationen wurden zahlreiche Gleitschneelawinen registriert. Quelle: BMI, LWD
Sensorentausch und Enteisung an den Stationen Planneralm – Gstemmerspitze und Ebenstein. Quelle: LWD
Schneemäuler und zahlreiche spontane Gleitschneelawinen prägen das Bild von oben in die Niederen Tauern. Quelle: BMI, LWD

Der Fokus der Schneedeckenuntersuchung lag im Aufbau der Schneedecke im schattseitigen Gelände der Hochlagen. Speziell von Interesse war dabei die aufbauende Umwandlung im Bereich der bestehenden Krusten. Im Rahmen unserer Schneeprofilaufnahme und des durchgeführten Stabilitätstest (ECT) fanden wir drei potentielle Schwachschichten: A) eine ausgeprägte Schicht mit kantig aufgebauten Kristallen zwischen zwei Krusten im Altschnee (sie wurde beim 15. Schlag gestört, Bruchfortpflanzung durch ganzen Block) B) eine überdeckte, weiche Schicht mit Oberflächenreif, die jedoch nicht angesprochen werden konnte, da sie an unserem Profilstandort nur schwach ausgeprägt existierte C) eine lockere Schicht unter der windgepressten Schicht an der Oberfläche, die bereits beim Graben abrutschte.

Drei potentielle Schwachschichten in der schattseitigen Schneedecke in einer Höhe um 2000m, Am störanfälligsten gestaltete sich die obeflächennahe, weiche Schicht, die im Hinblick auf die prognostizierten Schneefälle im Auge behalten werden muss. Quelle: LWD

Wetterentwicklung am Wochenende:

Mit einer Kaltfront und einem Italientief stellt sich das Wetter um. Bereits in der Nacht auf Freitag (02.02.)  wird es zunehmend winterlich. Die Temperaturen sinken allmählich allerorts in die Tallagen. Auf den Bergen können bis Sonntag bis zu 50cm Neuschnee fallen, wobei der Niederschlags-Hotspot diesmal in den südlichen Gebirgsgruppen (vom Preber über die Gurk- und Seetaler Alpen bis zur Koralpe) liegen wird.

Niederschlagssumme (mm) bis Sonntag, 04.02. 00:00 Uhr. Quelle: ZAMG
Mehrere Tiefdruckkomplexe führen in den nächsten Tagen Luftmassen aus Norden in die Alpen, womit es nachhaltig abkühlt. Quelle: ZAMG

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