Enorme Schneemengen, Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr in den Nordalpen!

Erstellt am 10. Jänner 2019

Die außergewöhnlichen Schneemächtigen – mitsamt all ihren Folgeerscheinungen – prägen derzeit in den niederschlagsintensiven Staulagen nicht nur das Bild der Landschaft, sondern beeinflussen in den Krisengebieten auch massiv das Leben der ortsansässigen Bevölkerung. Das Gefahrenpotential ist sehr weitreichen und umfasst auch über die Lawinengefährdung hinausgehende Bereiche: Dazu gehören beispielsweise die (auch weiter) ansteigenden Dachlasten und damit zusammenhängend auch aufgrund der enormen Zusatzlast umstürzende Bäume.

Die Schneelast ist stark angestiegen, zum Teil werden die ... (Quelle: Hermann Kain)
... Dächer bereits abgeschaufelt und von dieser Zusatzlast befreit. (Quelle: Hermann Kain)

Zudem sollten die Einsinktiefen in den Unmengen lockeren Schnees derzeit nicht unterschätzt werden. Tragisch endete in diesem Zusammenhang im Mariazeller-Raum beispielsweise der Sturz eines Skifahrers, der vom Pistenrand abkam und über eine Wechte in den tiefen, lockeren Schnee stürzte und dabei verstarb.

Unmengen an lockerem Schnee, der für tiefe Einsinktiefen sorgt, die nicht unterschätzt werden sollten. Auch der Tierbestand hat mit den Schneemengen zu kämpfen (Pfeil in der rechten Abbildung). (Quelle: Hermann Kain)

Wenn man sich der zusätzlichen Gefährdung dieser enormen Schneemassen bewusst ist und den Fokus wieder auf die Lawinengefährdung richtet, so wird man – zumindest in Ansätzen – an eine vergleichbare Situation von 10 Jahren erinnert. Auch damals sorgten ergiebige Schneefälle in den Nordstaulagen für tiefwinterliche Verhältnisse. Am 17. Tag der niederschlagsintensiven Nordstauwetterlage herrschte in den gesamten Nordalpen (von „Ost“ bis „West“, damals gab es die Unterteilung „Mitte“ noch nicht) am 24.02.2009 Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr.

Der Schneehöhenverlauf vor fast 10 Jahren, im Februar 2009: Damals wurden auf der Tauplitz eine Gesamtschneehöhe von etwa 4 m registriert, es herrschte Lawinengefahrenstufe 5. Die blaue Kurve stellt die Gesamtschneehöhe dar, die hellblauen Kästchen zeigen den täglichen Neuschneezuwachs, die Farbfelder oberhalb der Datumsangabe deuten auf die ausgegebenen Lawinengefahrenstufe hin (gelb = Stufe 2 "mäßig", orange = Stufe 3 "erheblich", rot = Stufe 4 "groß", schwarz = Stufe 5 "sehr groß"). (Quelle: LWD Steiermark)

Blickt man noch weiter zurück, so findet man 2005 eine weitere kritische Lawinenphase mit der Ausgabe von Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr am 03. und 04.02.2005.

"Sehr große" Lawinengefahr herrschte auch Anfang Februar 2005. (Quelle: LWD Steiermark)

Und wie schaut es im Vergleich dazu heute in der Steiermark aus?

Einige von sehr vielen Straßensperren in der Steiermark aufgrund der angespannten Lawinensituation (Bereich Wildalpen). (Quelle: Hermann Kain)

Wir befinden uns Anfang Jänner noch vergleichsweise „früh“ im Kernwinter und umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die heutigen Werte – je nach Station – die damaligen Pegelstände erreichen (und zum Teil auch überflügeln).

Auch in diesem Winter wurde auf der Tauplitz die "4-Meter-Marke" überschritten. Der Pegelanstieg von 1,5m am Beginn der niederschlagsreichen Phase (um 2,5m) auf 4,0m innerhalb kurzer Zeit ist bemerkenswert. (Quelle: LWD Steiermark)
Noch massiver als auf der Tauplitz gestaltet sich der Schneezuwachs am Loser, hier kamen (inklusive Setzung) 4m hinzu, die Pegelhöhe beträgt derzeit somit 5 Meter, und das auf ca. 1500m Seehöhe! (Quelle: LWD Steiermark)