09.04.2017 Lawinenunfall am Großen Bösenstein (2.448m)
Erstellt am 10. April 2017
Am 09.04.2017 ereignete sich am Großen Bösenstein (2.448m) in den Rottenmanner Tauern ein Lawinenunfall mit tödlichem Ausgang.
Viele Wintersportler nutzten am Sonntag das schöne Wetter für Unternehmungen, so auch eine Gruppe von Schitourengehern, die sich am späten Vormittag kurz unterhalb des Bösenstein-Gipfels sowohl im Aufstieg als auch in der Abfahrt befanden. Dabei dürfte ein Schifahrer ein Schneebrett ausgelöst haben, welches in Folge drei Personen erfasste. Der in der Abfahrt befindliche Schifahrer konnte aus der abgehenden Lawine noch rechtzeitig ausfahren und blieb daher unverletzt. Zwei weitere Personen wurden mitgerissen, wovon eine über eine steile Schneerinne stürzte und mit schweren Verletzungen am Lawinenkegel zu liegen kam. Die andere Person stürzte über eine senkrechte Felswand und dürfte dabei tödliche Verletzungen erlitten haben.

Im Zuge der Unfallerhebung wurde im Anrissgebiet gemeinsam mit der Alpinpolizei ein Schneeprofil gemacht. Der etwa 100m breite und bis zu 50cm hohe Anriss befindet sich in einem etwa 40 Grad steilen Südhang.


Bei der Lawine handelte es sich um ein feuchtes Schneebrett, das sich in den vergangenen Tagen gebildet hatte. So dürfte bereits am Mittwoch mit stürmischem Nordwestwind frischer Triebschnee auf der verharschten Altschneeoberfläche abgelagert worden sein. Weitere Triebschneeeinfrachtungen mit Graupeleinlagen erfolgten dann von Freitag auf Samstag. Am Übergang vom kalten Neuschnee zum wärmeren Altschnee dürfte sich in der Folge eine Schwachschicht ausgebildet haben, die bei Belastung des gebundenen Schnees eine Bruchfortpflanzung über größere Strecken ermöglichte. Zum Zeitpunkt der Schneeprofilaufnahme am Nachmittag war jedoch der Neuschnee aufgrund der starken Einstrahlung so stark durchfeuchtet, dass diese vermutete Schwachschicht nicht mehr erkennbar war.

Am Sonntag wurde neben den für die Jahreszeit üblichen Feucht/Nassschneelawinen in den Hochlagen der Niederen Tauern und westlichen Nordalpen auch mehrere Schneebrettlawinen registriert, die sich überwiegend oberhalb von etwa 2.200m ereigneten und alle dieselbe Ursache haben dürften. Weitere Personen kamen dabei nicht zu Schaden.


Schneebrett am Dachstein: Der Anriss reicht von der Schulter bis zum Einstieg Nordgrat. Foto: B. Schmidt
