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Großräumiger Überblick der Schneeverhältnisse in der Steiermark

Erstellt am 10. Jänner 2016

Aufgrund der angekündigten Schneefälle hat der Lawinenwarndienst einen Erkundungsflug durchgeführt, um sich einen detailierteren Überblick über die derzeitige Schneesituation in den steirischen Bergen zu verschaffen. Speziell ging es dabei um die Beschaffenheit und die Verteilung der Altschneedecke,  auf der sich der prognostizierte Neuschnee der kommenden Woche ablagern wird.

Der Flug führte zunächst entlang der südlichen Gebirgsgruppen, wobei sich die Packalpe, die Seetaler- wie auch die Seckauer Alpen praktisch (alt)schneefrei zeigten, sie sind lediglich vom vergangenen Niederschlagsereignis von Donnerstag auf Freitag „angezuckert“ und nur in den höhergelegenen Gipfelbereichen von geringmächtigem frischen Schnee bedeckt.

 

Packalpe. Blick von Süden Richtung Ameringkogel.
 
Die Ostseite der Seetaler Alpen mit Zirbitz- und Kreiskogel.

 

Seckauer Tauern. In der Mitte der Hochreichart.

 

Weiter Richtung Westen liegt immer mehr Schnee auf den (höheren) Bergen. In den Schladminger Tauern wurde nahe der Hochwildstelle in einem nordostexponierten Hang auf 2300m ein Schneeprofil aufgenommen.

 

Hochwildstelle mit vorgelagertem Stierkarkopf.

 

Blick von den Goldlacken ins Ennstal Richtung Grimming.

 

Es lagen etwa 30cm Neu- bzw. filziger Schnee auf einer dünnen, wenig stark ausgeprägten Harschkruste. Das Fundament wurde von bis etwa 2mm großen kantigen Kornformen gebildet. Eine massive, nur mit dem Pickel durchdringbare Eisschicht bildete den Übergang zum Boden. Der erweiterte Kompressionstest (ECT) zeigte bei Belastungsstufe 22 zwar einen Bruch unterhalb des Harschdeckels ohne jegliche Ausbreitungstendenzen entlang des 90cm breiten Blocks. An unserem Profilstandort fehlte aufgrund der recht geschützten Lage (Abschattung durch die Hochwildstelle) der Windeinfluss, sodass sich hier keine gebundene Triebschneeauflage ausbilden konnte, was die Bruchausbreitung sicherlich hemmte. Auch aufgrund der vergleichsweise mächtigen Altschneedecke hielt sich der Prozess der aufbauenden Umwandlung im Altschnee in Grenzen und bildete lediglich kleinere kantige Kornformen aus.

 

Eine deuliche Schichtgrenze (dünner Harschdeckel) zwischen ca. 30 cm Neuschnee und der kantig aufgebauten Altschneedecke.

 

Trotz dieses lokal  eher stabilen Schneedeckenaufbaus muss man hinsichtlich einer Verallgemeinerung vorsichtig sein. Zum einen ist die Mächtigkeit der Altschneedecke vielerorts geringer und die aufbauende Umwandlung somit effektiver, womit sich größere und störanfälligere Kristalle ausbilden konnten. Zum anderen ist die frische Schneeauflage vielerorts stärker vom Wind geprägt, was die Neigung zur Bruchausbreitung deutlich erhöht. In einigen Regionen (z.B. Dachstein) kann diese Auflage auch Oberflächenreif überdecken und ist somit leicht auslösbar. Wie eine Schneebrettlawine am Dachstein gezeigt hat, ist auch eine großflächige Bruchausbreitung innerhalb der Altschneedecke in schattigen Hochlagen durchaus möglich.

Der Weiterflug Richtung Nordosten zeigte eher bescheidene Schneemengen.

 

Planneralm.

 

Im Gesäuse sowie am Hochschwabmassiv prägen abgeblasene und wenig schneebedeckte Hochflächen und Hänge das Bild.

 

Tamischbachturm.

 

Hochschwab mit Schiestlhaus  von Norden.

 

Wechtenbildung auf der Hochweichsel.

 

Massiver Schneemangel herrscht auch im angrenzenden Gebiet Richtung Niederösterreich: Hochkar, Dürrenstein und Ötscher zeigten ebenso stark unterdurchschnittliche Schneehöhen, wie auch der Nordosten der Steiermark.

 

Blick in die Ybbstaler Alpen mit Hochkar, Dürrensten, Ötscher von Süden.

 

Veitsch mit Rauschkogel rechts im Vordergrund.

 

Wie eingangs erwähnt, kündigt sich für die kommenden Tage Schnee an, der sich auf der in diesem Überblick beschriebenen Unterlage ablagern wird. Der Lawinenwarndienst Steiermark startet ab Montag mit der Veröffentlichung des täglichen Lawinenlageberichts.

Ganz herzlich bedanken wir uns bei der BMI-Hubschraubercrew Andreas Tauter und Gerhard Waygand für die Möglichkeit der Durchführung des Erkundungsflugs, der uns eine fundiertere Lawinenbewertung ermöglicht.


Information über die derzeitige Lawinensituation

Erstellt am 9. Jänner 2016

Nachdem – eingeschränkt, aber doch – Skitouren in Teilen der Steirischen Berge langsam möglich werden, hier eine kurze Beschreibung der derzeitigen Lawinensituation:

Lawinengefährdung ist derzeit ausschließlich durch kleinräumige, frische Triebschneeansammlungen gegeben. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat es von den Westlichen Nordalpen (Ausseer Raum) bis zur Nordseite der Niederen Tauern 5 – 15 cm Neuschnee gegeben, der bei mäßigem bis starkem Nordwestwind verfrachtet wurde. Es entstanden dadurch insbesondere in den Sektoren Ost bis Süd Triebschneeablagerungen.

Für heute, Samstag, bleiben jene  kleinräumigen Bereiche der westlichen Nordalpen und nördlichen Niederen Tauern problematisch, in denen Triebschnee auf einer Altschneedecke (kantige Kristalle oder Oberflächenreif) zu liegen gekommen ist. Gefahrenstellen finden sich also vor allem in hochgelegenen eingeblasenen Rinnen und Mulden  (insbesondere auf der schattigen Seite) und nord- oder ostexponierten schattigen Hangbereichen in Kammnähe.

 

Eingewehte und fast schneefreie Bereiche wechseln derzeit auf engstem Raum (hier im Nahbereich der Planneralm).

Wetteraussichten für das Wochenende und den Beginn der kommenden Woche

Erstellt am 8. Jänner 2016

Nachdem eine Front in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im äußersten Nordwesten der Steiermark für ein wenig Neuschnee gesorgt hat (z. B. am Loser 15 cm), dreht die Strömung für einige Tage auf Südwest. Das bedeutet wechselhaftes aber mildes Wetter und immer wieder Niederschläge im Westen und im Süden der Steiermark. 

Samstagabend erreicht uns eine Störung mit bis zu 10 mm Niederschlag, der unterhalb von etwa 1200 m als Regen fällt. Der Niederschlagsschwerpunkt liegt  dabei in den Niederen Tauern. Am Sonntag bessert sich das Wetter nur kurzzeitig, bevor es sich in den Abendstunden wieder eintrübt. Die nächste wesentliche Störung überquert die Steiermark in der Nacht auf Dienstag und bringt oberhalb von 1000 m wieder Neuschnee. Die größten Mengen werden dabei im Südwesten, von den Gurktaler Alpen bis zur Koralpe, erwartet.

Ab Mitte nächster Woche wird es kälter und weiterer Neuschnee ist in Sicht. Damit scheinen sich schön langsam winterliche und auch für Skitourengeher lohnende Bedingungen auf den steirischen Bergen einzustellen.


Aktuelle Schneesituation und weitere Aussichten

Erstellt am 5. Jänner 2016

Auch im neuen Jahr blieb bis dato ein ergiebiges Neuschneeereignis aus, womit sich der Winter 2015/16 weiterhin durch akuten Schneemangel auszeichnet. Die vergangenen Tage gab es zwar nahezu in der gesamten Steiermark etwas Schneefall, die Summen beschränkten sich jedoch – abgesehen vom Toten Gebirge und vom Dachsteingebiet mit maximal 20cm – auf Werte um 5cm. Somit bleiben auch die Tourenmöglichkeiten weiterhin extrem eingeschränkt, man sollte sich nicht von der aktuell herrschenden Schneedecke verleiten lassen, die gerade einmal den Untergrund überdeckt. Die ergiebigste Altschneedecke  besteht noch im Toten Gebirge und in der Dachsteingruppe, hier sind Touren noch am ehesten möglich.

Aktuelle Schneehöhen in der Steiermark. Abgesehen von den westlichen Nordalpen herrscht auf den Bergen akuter Schneemangel. Quelle: ZAMG

 

Weitere Aussicht

Nach einem unbeständigen Dreikönigstag stellt sich ab Donnerstag nach und nach wieder eine Westströmung ein, die am kommenden Wochenende in allen Höhenlagen zu einem Anstieg des Temperaturniveaus führt. Meist sorgen bis zum Samstag wechselhafte Bedingungen speziell im Nordwesten ab und zu für kurze und nur unergiebige Schneeschauer. Somit ist auch in dieser Woche im steierischen Bergland kein richtiger Wintereinbruch zu erwarten.

Die aktuelle Schneelage lässt sich mit folgendem Diagramm recht anschaulich darstellen. Auf der Tauplitz hat die Schneedecke mittlerweile die geringste Höhe erreicht, die dort in den letzten 45 Jahren zum aktuellen Zeitpunkt im Jänner registriert wurde.

Darstellung der langjährigen Messreihe (71/72 - 14/15) der Schneehöhe auf der Tauplitz für Dezember und Jänner. Der hellblaue Bereich stellt die maximalen bzw. minimalen Schneehöhen des Beobachtungszeitraumes dar. Die rote Linie kennzeichnet die mittlere Schneehöhe, die grüne Linie die aktuelle Gesamtschneehöhe.


Der bisherige Winter – einer der schneeärmsten und wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn!

Erstellt am 2. Jänner 2016

Der Dezember ist vorüber und so ist es Zeit, eine kleine Bilanz über den bisherigen Winterverlauf zu machen:

Der erste Schnee fiel im Gebirge bereits um den 23.September, wobei der Niederschlagsschwerpunkt im Süden lag. In den Niederen Tauern wurden bspw. Schneehöhen bis zu 50cm registriert. Der zweite Wintereinbruch erfolgte dann ab dem 14.Oktober und da bekamen auch die Nordalpen Schneezuwachs.

Es folgte eine ausgesprochen milde und trockene Wetterphase die über ein Monat andauerte und den Schnee überall abschmelzen ließ. Erst in der letzten Novemberdekade wurde es wieder kalt und es fiel auf den Bergen wieder etwas Schnee (21.-22.11. und 25.-26.11.). Am Monatsende intensivierten sich die Niederschläge, allerdings in Form von Regen bis knapp 2.000m.

Ab 2.12. setzte sich ein Hoch durch, die Temperaturen stiegen in 2.000m über Null und der Schnee begann sich in den Hochlagen wieder zu setzen. Es folgte eine relativ milde Wetterphase bis 8.12., sonnseitig wandelte sich der Schnee zu Firn um.

Bis auf eine kurze Unterbrechung am 9.12. mit etwas Neuschnee in den Nordalpen bestimmte bis knapp zu Jahresende eine milde, antizyklonale W-Strömung sowie später ein Hoch das Wettergeschehen. Der Schnee schmolz dahin. Die Temperaturen stiegen in 2.000m bis auf 10°C (23.12. bspw. am Grimming), in Mittelgebirgslagen wurden noch höhere Werte erreicht - Hohe Wand in knapp 1000m 15,9°C , in tieferen Lagen 17,9°C (Reichenau/Rax am 23.12.).

Erst ab 29.12. sickerten am Ostrand des wochenlang vorherrschenden Hochs kältere Luftmassen ein, die aber nur in der östlichen Landeshälfte zu einer deutlichen Abkühlung führten.

 

Die bisherige Bilanz dieses Winters:

Es dominierten zonale Wetterlagen (W-SW- Strömung) oder Hochs. Die ausgesprochen milden Luftmassen sorgten im Gebirge für Rekordtemperaturen, der Dezember war der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn - an manchen Bergstationen waren der Oktober, November und Dezember im Mittel gleich warm! Und im Dezember lagen dort die Mitteltemperaturen bis über 7K über dem langjährigen Schnitt (Feuerkogel +7,3K)!.

Die atlantischen Luftmassen waren meist antizyklonal und daher relativ trocken. Es stellten sich sowohl im Süden als auch im Norden kaum Stausituationen ein.

 

Der bisherige Schnee im Vergleich mit anderen Wintern:

Zur Darstellung der Schneeverhältnisse wurden Daten einer 25-jährigen Messreihe der Station Ramsau/Dachstein herangezogen. Dabei zeigt sich, dass im Dezember noch nie alle Tage schneefrei waren. Eine vergleichbare Situation wurde nur im Dezember 2006 registriert, damals hielt sich allerdings an 17 Tagen eine bescheidene Schneedecke mit maximal 10cm Höhe.

 

Diagramm1: Schneeverhältnisse im Dezember in der Ramsau

Nachdem sich die Großwetterlage zu Winterbeginn 2006 ganz ähnlich verhielt wie im aktuellen Winter, lohnt sich ein Blick in die weitere „Schneegeschichte“ in der Ramsau im Jänner 2007: Damals setzte sich die zonalen Wetterverhältnisse mit Tiefdruck über dem Atlantik und milder, antizyklonaler Westströmung fort und die Schneehöhen blieben stark unterdurchschnittlich.

Diagramm 2: Schneeverhältnisse im Jänner in der Ramsau

Insgesamt ging der Winter 2006/07 bei uns als niederschlags- und schneearm in die Statistik ein. Erst im März stellte sich die Wetterlage so um, dass es zu meridionalem Strömungsmustern und damit auch zu Staueffekten kam.

Diagramm 3: Schneeverhältnisse im Winter in der Ramsau

 

Die Frage ist daher, was wir vom aktuellen Winter noch zu erwarten haben. Auch wenn die Statistik diesmal nicht auf einen schneereichen Winter schließen lässt, so ist das Wetter doch immer wieder für Überraschungen gut!

Ausgehend von einem Tief über den Britischen Inseln befinden wir uns derzeit in einer westlichen Höhenströmung. Bis zum Dreikönigstag bleibt das Wetter daher unbeständig. Auf den obersteirischen Bergen dominieren die Wolken und zeitweise schneit es oberhalb von etwa 800-1.000m. Auch entlang des Randgebirges könnte etwas Schnee fallen.

Für vernünftige Schitouren werden die prognostizierten Schneefälle daher nach wie vor nicht reichen!

 

Höhenwetterkarte Druckverteilung für 3.Jänner und 18.Jänner 2016
 

Wie geht’s dann weiter? Ein spekulativer Blick auf die Langzeitprognose zeigt eine Ausweitung des Azorenhochs nach Norden und kältere Luftmassen aus Nordwest.

Aber wie heißts so schön: „Das regelmäßige am Wetter ist seine Unregelmäßigkeit!“


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