Das ruhige Hochdruckwetter geht zu Ende. Es wird wieder turbulent!

Erstellt am 14. Februar 2022

Ab morgen erwartet uns eine wechselhafte Wetterphase, mit etwas Schneefall und vor allem viel Wind ab der Wochenmitte. Daher wollen wir heute noch einmal die vergangene Woche Revue passieren lassen und euch einen Überblick über die aktuelle Schneesituation geben.

Nach dem letzten größeren Schneefall am Montag, 07.02.2022, stellte sich über den Bergen der Steiermark großteils ruhiges und teilweise ungewöhnlich mildes Hochdruckwetter ein. Ab Dienstagnachmittag (08.02.2022) war es meist sonnig, mit Ausnahme vom Freitag an dem in den Nordalpen etwas Neuschnee dazugekommen ist. Aufgrund der trockenen Luftmasse herrschte über Tage ausgezeichnete Fernsicht. Mitte der Woche stieg die Temperatur auch im Hochgebirge auf über 0°C, so hatte es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag an unserer Messstation am Dachstein (2520 m) 3,9°C.  Nach einer langen Phase mit anhaltendem und teilweise stürmischem Nordwestwind, beruhigte sich auch der Wind vergangene Woche etwas und drehte vorübergehend auf südwestliche Anströmung.

Die Stationsgrafik vom Loser zeigt die milden Temperaturen am Mittwoch und Donnerstag (09 & 10.02.2022), die trockene Luftmasse Mitte der Woche und am Wochenende sowie die teilweise uneingeschränkte Sonneneinstrahlung. Quelle: LAWIS

Aufgrund des herrlichen Bergwetters wurden wir von überall in der Steiermark mit Fotos und Eindrücken aus den Bergen versorgt und konnten uns einen guten Eindruck über die Schneesituation machen.

Vor dem erwarteten „Schnee von morgen“ stellt sich die Situation aktuell folgendermaßen dar:

Alles in allem ist die Schneeverteilung in der Steiermark sehr ungleichmäßig. Das ist einerseits dem ständigen, teils stürmischen Wind zu verdanken und andererseits einer Häufung von Nordwest-Wetterlagen seit Mitte Jänner.

In den Nordalpen, insbesondere im Toten Gebirge, der Dachsteinregion und bis zum Hochschwachgebiet ist einiges an Schnee vorhanden. Diese Region war seit Mitte Jänner immer wieder Schwerpunkt von teils intensiven Niederschlägen. Laut unseren Meldern hat sich die Schneedecke in den vergangenen sonnigen und teils milden Tagen großteils gut gesetzt und verfestigt. Schattseitig, in steilen Nord- und Osthängen sind aber sehr wohl noch Schwachschichten im Altschnee vorhanden, die bei großer Zusatzbelastung durchaus noch zu großen Lawinen führen könnten! Glücklicherweise hatten wir jedoch in der Steiermark in letzter Zeit nur glimpflich verlaufene Lawinenunfälle, wie ihr im vorangegangenen Beitrag nachlesen könnt. In schattigen, windberuhigten Gebieten ist teilweise auch noch eine recht weiche, ungebundene oder sogar pulvrige Schneeoberfläche zu finden. Sonnseitig ist verbreitet ein tragfähiger Schmelzharschdeckel vorhanden, teilweise bereits Firn. An steilen Grashängen sind in den letzten Tagen vermehrt Gleitschneemäuler zu beobachten gewesen.

Üppgie Schneelage, Blick vom Raidling Richtung Norden zum weißen Hirscheck Foto: T.Mareková

Totes Gebirge - Tiefverschneite Niederhüttenalm mit Sumpereck und beschneite SE-Flanke vom Almkogel, sichtbare Kometenschweife bei den Hütten vom Westwind Foto: T.Mareková

Wechtenbildung an Geländekanten durch stürmischen Westwind während der Niederschlagsperioden. Foto: T. Mareková

Gleitschneemäuler und Gleitschneelawinen am Vöttleck, aktuell ein verbreiteter Anblick. Foto: A. Pilz

Ganz anders sieht es südlich der Niederen Tauern sowie von der Koralm bis zu den Fischbacher Alpen aus. Hier ist in letzter Zeit recht wenig Schnee angekommen. Vielerorts sind tieferliegende oder sonnseitige Hänge bereits aper. Der wenige Schnee wurde vom teils stürmischen Wind massiv verfrachtet, in allen Expositionen wechseln sich abgeblasene mit eingewehten Hängen ab, auf den Kämmen und Rücken ist es teilweise komplett schneefrei oder eisig. Hier herrscht teilweise Absturzgefahr auf harten Oberflächen, an eisigen Rücken und Gipfelbereichen. In schattseitigen Rinnen und eingewehten Mulden sind auch hier weiterhin Schwachschichten im Altschnee zu beachten, welche bei großer Zusatzbelastung gestört werden könnten. Aufgrund der geringen Schneemenge sind jedoch keine großen Lawinen zu erwarten.

Blick vom Bauleiteck Richtung Osten mit ausgeblasenem Bauleiteck-SW-Hang und im Hintergrund apere NW-Seite vom Dachleiteck Foto: T.Mareková

Blick vom Bauleiteck Richtung Nordwest, ausgeblasene SW-Flanke des Hinteren Ohreneck, in der Ferne rechts die spitze Hochwildstelle in der Sonne Foto: T.Mareková

"Schneedecke" auf der Koralpe, viele Stellen bereits aper. Foto: A.Pilz

Wie bereits eingangs erwähnt, stellt sich das Wetter ab morgen um. Morgen sind ein Oberitalientief und eine Kaltfront wetterbestimmend. Diese bringen in der gesamten Steiermark Niederschläge, auf den Bergen sind verbreitet 5-15 cm Neuschnee zu erwarten. Anders als so oft in diesem Winter, ist es morgen während des Schneefalls voraussichtlich weniger windig. Erst am Abend und in der Nacht auf Mittwoch frischt der Wind auf und wird ab Mittwoch erst in den Nordalpen und im Wochenverlauf verbreitet stürmisch.

Mit dem stürmischen Wind ist erneut mit intensiver Schneeverfrachtung und steigender Gefahr durch Triebschnee zu rechnen! Dazu erwartet uns ab Mittwoch eine Abfolge von Warm- und Kaltfronten. Teilweise mit Regen bis in mittlere Höhen. Es wird also turbulent!