Die aktuelle Lawinensituation wird von Gleit- und zunehmend Triebschnee bestimmt!

Erstellt am 9. Jänner 2018

Nach wie vor besteht in der Steiermark ein Gleitschneeproblem. Diese Art von Lawinen löst sich spontan an steilen Grasmatten, bevorzugt – aber nicht ausschließlich – auf besonnten Steilhängen. Auf den folgenden Fotos sieht man sowohl aufgegangene Schneemäuler als auch bereits abgegangene Gleitschneelawinen. Für Aufsehen sorgte am Sonntag eine Lawinenauslösung auf der Herberge. Hier führt die Spur eines einzelnen Skifahrers unmittelbar in den Anriss (roter Pfeil in der Abbildung). Was bei Schneebrettlawinen ein nicht unüblicher Auslösemechanismus ist – nämlich die Störung der Schneedecke durch die Zusatzbelastung eines abfahrenden Wintersportlers – kann im Gleitschneefall so gut wie ausgeschlossen werden. Diese Lawinenart ist von der Zusatzbelastung eines Skifahrers völlig unbeeindruckt, sie löst sich aufgrund eines bodennahen Schmierfilms, wobei die Schwerkraft den nach unten gerichteten „Antrieb“ für das Abgleiten der Schneetafel darstellt und die bodennahe Wasserschicht deren Reibung reduziert. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die Spur bereits vor dem Lawinenabgang in der Schneedecke bestand und es im Anschluss genau an dieser Geländekante zu einer Gleitschneeentladung kam.

Schneemäuler und bereits abgegangene Gleitschneelawinen. Der rote Pfeil im rechten Bild kennzeichnet eine scheinbare Einfahrtsspur. Quellen: LK Rottenmann, Alpinpolizei

Durch den prognostizierten Niederschlag wird sich der Fokus – abseits der Gleitschneeproblematik – in den kommenden Tagen in erster Linie auf den frisch entstehenden Triebschnee richten. Durch den überaus stürmischen Südwind werden sich in den Nordhängen frische Verfrachtungen bilden, die es zu beachten gelten wird. Sie binden schlecht mit der Unterlage, überdecken zum Teil Reif, der sich trotz vergleichsweise milder Temperaturen in den Schatthängen ausgebildet hat und sind dementsprechend störanfällig. Die tatsächlich zu erwartenden Niederschlagsmengen wie auch deren räumliche Verteilung schwanken derzeit von Modell zu Modell, in der Abbildung sieht man die 24-stündige Niederschlagsvorhersage des ECMWF-Modells. Der Südwind hat bereits massiv an Stärke gewonnen, auf der Eismauer wurden bereits Spitzen von 150 km/h registriert.

Eine 24-h-Niederschlagsprognose des ECMWF-Modells, die größten Mengen treten in den südlichen Landesteilen auf. Quelle: ZAMG

 

Der Südwind hat bereits an Stärke zugelegt, er weht beispielsweise an der Station Eismauer mit 150 km/h. Quelle: LWD