Die weihnachtliche Wetter- und Lawinensituation

Erstellt am 24. Dezember 2018

Das durch eine ausgeprägte Westwetterlage gesteuerte turbulente und auch hinsichtlich der Niederschlagsmengen schwer prognostizierbare Weihnachtswetter sorgt zurzeit für ein Wechselbad der Gefühle. Die massiven Temperaturschwankungen und stellenweise große Niederschlagssummen führen zusammen mit dem stürmischen Wind zu stetig wechselnden Schnee- und Lawinenverhältnissen.

Impressionen der Verhältnisse an der Station Siebensee im Hochschwabgebiet. Quelle: Webcam Wiener Wasser
Am Freitag (21.12.) fingen die Temperaturen das erste Mal in allen Lagen deutlich zu steigen an, stellenweise setzte Niederschlag ein, der bis Samstagnachmittag bis in Lagen über 2000m als Regen fiel. Als Folge der An- bzw. Durchfeuchtung der Schneedecke stieg am Samstag (22.12.) die Aktivität von Nass- und Gleitschneelawinen an. Mit der folgenden Abkühlung bildete sich in mittleren und hohen Lagen rasch eine unterschiedlich mächtige Schmelzkruste aus, auf der sich in der Nacht auf Sonntag (23.12.) bei oft stürmischem, böigem Westwind  bis zu 40cm Neu- bzw. stark variierende Triebschneemengen ablagerten. Die Verbindung untereinander war je nach Höhenlage, Exposition und Windeinfluss unterschiedlich. Neben eingelagerten Schichten im Triebschnee (eher kleinräumig) war der Übergang zur Altschneedecke (kantige Formen im Bereich einer Kruste) am ehesten relevant und störanfällig. Nach einer kurzen Wetterberuhigung sorgte die nächste Warmfront in der Nacht auf den Heiligen Abend (24.12.) erneut  für eine massive Erwärmung bis in hohe Lagen und große Niederschlagsmengen im Stau. In der Folge sorgte schlussendlich ein massiver nachfolgender Kaltfrontdurchzug für eine abrupte Abkühlung und ein rapides Absinken der Schneefallgrenze. In Summe fielen bis Freitagmittag bis zu 120mm Niederschlag bzw. in den hohen Lagen über ein Meter Neuschnee.
Der turbulente Wetterverlauf der letzen Tage. (Stationen Galsterberg, Palfau und Bärnbachsattel) Quelle: LWD
 
Profil der Schneedecke am 23.12. auf ca. 2000m (Planneralm). Je nach Triebschneeauflage (je mächtiger desto schlechter) war eine Bruch vorrangig im Bereich der Harschschicht der Altschneedecke auszulösen. An diesem Standort gestaltete sich die Triebschneeauflage gleichmäßig, sie konnte nicht gestört werden. Der Harschdeckel vom 22.12. muss in weiterer Folge hinsichlich aufbauender Umwandlung (kantige Formen = Schwachschicht) im Auge behalten werden. Quelle: LWD
 

Weitere Entwicklung von Wetter und Lawinengefahr

In den kommenden Tagen beruhigt sich das Wetter etwas, im Stau halten die Schneefälle noch bis zum Christtag an und es bleibt kalt, bevor es am Stefanitag allgemein freundlicher und wieder etwas milder wird. Die Gefahr von Schneebrettauslösungen bleibt speziell in höheren Lagen bestehen, der frische Triebschnee gestaltet sich weiterhin störanfällig und entspannt sich nur langsam. Speziell am Stefanitag, dem ersten Schönwettertag, darf die Schneebrettgefahr im freien Gelände nicht unterschätzt werden! Die Nassschneeproblematik hat mit der Abkühlung rasch abgenommen. Weiterhin sollten aber Gleitschneemäuler beachtet werden, die von Neuschnee überdeckt sein können. Die Möglichkeit von Gleitschneelawinen ist durch den verzögerten Kälteeintrag in bodennnahe Schichten der Schneedecke weiterhin gegeben.