Lawinenkommissionsfortbildung: Themenschwerpunkt: Systematische Risikobeurteilung und Notfallmaßnahmen

Erstellt am 16. Jänner 2016

Von 13. bis 15. Jänner 2016 fand in der Ramsau am Dachstein (ST) eine Fortbildung mit 41 Verantwortlichen von Lawinenwarndiensten und von regionalen Lawinenkommissionen aus der Steiermark und aus Niederösterreich statt. Lawinenkommissionen beraten die örtlichen Behörden, wenn es um die Sperre von Straßen und Pisten geht. Oft sind sie auch für das Sprengen von Lawinenhängen zuständig. Die Fortbildung behandelte in Theorie und Praxis das Beurteilen der Schnee- und Lawinensituation und des mögliche Schadenspotentials sowie sämtliche Notfallmaßnahmen, von der effizienten Suche bis zur Bergung der Verschütteten.

Erste Hilfemaßnahmen

Weiters wurden im Rahmen der Fortbildung neue Methoden der Schneemessung mittels Radar von Robert Okorn präsentiert. Derartige Messungen werden unter anderem im derzeit laufenden Projekt „ALARM" verwendet, das das Risikomanagement im Bereich Lawinen weiter verbessern soll. Dabei werden zum Beispiel Daten zu Schneehöhe, Schneedeckenaufbau, Schneeverfrachtung und regionalem Gelände kombiniert, um zu berechnen, ob die Schneemenge in einem Hang die Gefahr einer Lawine birgt und wie weit diese Lawine ins Tal vordringen könnte.

Das Projekt „ALARM" ist eine Kooperation von Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), FH Joanneum, Universität Graz (Institut für Geographie) sowie der der Stabstelle Schnee und Lawinen in Innsbruck bei der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Ein weiterer Schwerpunkt bei der Fortbildung war der systematische Zugang zur Entscheidungsfindung. Bernd Zenke (ehemaliger Leiter des Lawinenwarndienst Bayern) hat diesen Zugang in der Theorie vorgetragen und mit Praxisbeispielen untermauert.   

Bernd Zenke sprach über die systematische Schneedeckenanalyse
 
Am Geländetag standen die praktischen Übungen im Vordergrund. Es wurden Schneeprofile aufgenommen und interpretiert. Zusätzlich standen noch Übungen zur Lawinenverschüttetensuche und die Einweisung von Hubschraubern am Programm. Herzlichen Dank bei der Alpin- und Flugpolizei!
 
Arbeiten mit dem kleinen Blocktest.

Der „Kleine Blocktest“ ist eine Methode, Schwachschichten innerhalb der Schneedecke zu lokalisieren und deren Eigenschaften festzulegen. Die Frage der Großflächigkeit von Schwachschichten wird mit Prozessdenken gelöst. Unter Prozessdenken versteht man die räumliche Übertragung des für die Bildung der Schwachschicht notwendigen Prozesses.

Der Lehrgang musste aufgrund von Schneemangel in Bretstein kurzfristig in die Ramsau am Dachstein verlegt werden. Hier herrschten sehr gute Schneebedingungen.

Während des Geländetages konnten sonnseitig einige spontane Lawinen beobachtet werden.