Vielseitige Lawinensituation in der Steiermark

Erstellt am 4. Februar 2019

Der Wetterverlauf der vorangegangenen Tage hat auch maßgeblich die Lawinensituation beeinflusst. Die sehr milde Witterung, zwischenzeitlich zum Teil bis in höhere Bereiche gefallener Regen und Schneeverfrachtungen durch zeitweise stürmischen Wind in den Hochlagen waren die prägenden Elemente, die diese ereignisreiche Situation entstehen ließen. Alles in allem waren es letztlich vier (mehr oder weniger parallel laufende) Lawinenprobleme, die eine ganze Reihe von Selbstauslösungen verursachten und auch bei Unfällen eine Rolle spielten:

  • Nassschnee-,
  • Gleitschnee-,
  • Triebschnee- und
  • Altschneeproblematik

Mit Schwerpunkt in den tieferen Lagen waren die milden Temperaturen in Kombination mit dem Regeneintrag dafür verantwortlich, dass die Schneedeck an- bzw. durchfeuchtet wurde. Nassschneerutschungen während der Niederschlagsphase wie auch Gleitschneeentladungen waren die Folge. Während das Nassschneeproblem mit dem Abklingen der Regenfälle und aufgrund des darauffolgenden Temperaturrückgangs (derzeit) keine Rolle mehr spielt, bleibt die Gleitschneeaktivität auch in kälteren Phasen bestehen. Ein bodennaher Schmierfilm zeigt sich aufgrund der guten Isolationseigenschaften der in den Nordstaugebieten sehr mächtigen Schneedecke von kurzfristigen Temperaturrückgängen unbeeindruckt. Es bleibt somit zu befürchten, dass uns diese Thematik – in mehr oder weniger stark ausgeprägten „Schüben“ – über den gesamten restlichen Winter begleiten wird.

Gleitschneeabgang im Situationsvergleich in Gstatterboden. (Quelle: Robert Tadler)
Spontaner Abgang vom Tamischbachturm, der über die Lawinengallerie hinausragte. (Quelle: Sebastian Kren)
Gleitschneeentladungen, unter anderem am Großen Maiereck (rechts). (Quelle: BM.I, Flugpolizei)
Gleitschneelawine aus dem Waldbereich, Eisenerzer Ramsau. (Quelle: Toni Albinger, Gerhard Rieglthalner)

Abseits dieser die spontanen Lawinenabgänge betreffenden Punkte fiel in den Hochlagen bei zum Teil stürmischen Bedingungen Neuschnee, wodurch auch wieder frischer Triebschnee entstanden ist, der im Tourenbereich so oft das Hauptproblem darstellt. Diese Verfrachtungen sind besonders auch in jenen Regionen recht störanfällig, in denen älterer Oberflächenreif oder kantige Zwischenschichten überdeckt wurden. Und das ist jener Punkt, in denen auch tieferliegende Schwachschichten ins Spiel kommen. Dies trifft hauptsächlich (aber nicht nur) die südlichen schneeärmeren Gebirgsgruppen, in denen die Altschneeproblematik den Schneedeckenaufbau schwächt. Die Störanfälligkeit der Schneedeckenbasis spiegelt sich auch beim Lawinenunfall am Kreischberg wider, wo bei der Abfahrt einer sechsköpfigen Gruppe ein Bruch im aufbauend umgewandelten Altschneefundament erfolgte. Die resultierende Schneebrettauslösung verlief zum Glück relativ glimpflich. Der Grund für die Bildung dieser instabilen Schneedeckenbasis waren die vergleichsweise geringmächtigen Schneehöhen. Dieser Umstand förderte den Prozess der aufbauenden Umwandlung (hoher Temperaturgradient in „dünner“ Schneedecke) und somit die Ausprägung von kantigen Kristallen (stellenweise Becherkristalle, Tiefenreif), die aufgrund ihrer Größe und Form sehr schlecht binden und somit störanfällig sind.

Lawinenunfall am Kreischberg. (Quelle: Alpinpolizei)
Der Bruch der Schneebrettlawine am Kreischberg erfolgte im kantig aufgebauten Altschneefundament. (Quelle: Alpinpolizei)
Auch bei einem "Blocktest" am Zirbitzkogel (linkes Bild) erfolgte ein Bruch in der Altschneebasis, beim darauffolgenden Abrutschen des Blocks brachen weitere Schichten glatt (rechts) und zerlegten somit den Block "fächerförmig". (Quelle: LWD)
Grund des "Altschneeübels": Kantig aufgebautes Fundament. (Quelle: LWD)