Gefährdung durch Nassschnee
Erstellt am 5. April 2018
Es ist Frühling und wir befinden uns mitten in der „Nassschneesaison“. Wunderschöne Frühjahrsskitouren bei angenehmem Wetter bieten sich an, aber es sollten die Gefahren durch Nassschneelawinen nicht außer Acht gelassen werden. Typisch für diese Situation ist der „Tagesgang der Lawinengefahr“. Das bedeutet, dass die Schneedecke im Laufe des Tages instabiler wird – meist durch Sonneneinstrahlung und Durchnässung – und, dass sich die Gefährdung von Tourengehern innerhalb kurzer Zeit oft drastisch ändern kann.
Ein Unfall am 04.04. an der Nordseite des Grimmings demonstriert recht gut, wie der Tagesgang der Lawinengefahr recht plötzlich zu einer kritischen Situation führen kann: Zwei Alpinisten fuhren kurz nach Mittag vom Grimming-Gipfel Richtung Kulm (nordseitig) ab. Das westlich exponierte, extrem steile Abfahrtsgelände erreichte zu dieser Zeit schon die Sonne und aus dem felsdurchsetzten Gelände begannen sich Lockerschneelawinen zu lösen. Eine dieser Lawinen riss einen Alpinisten auf etwa 2100m Seehöhe mit, der zweite Alpinist konnte sich an einem Felsen halten. Der Unfall ging relativ glimpflich aus – vor allem im Anbetracht des extrem steilen Geländes – und der Mitgerissene wurde nur leicht verletzt. Beide Alpinisten konnten in Folge recht schnell mit dem Hubschrauber geborgen werden.
Turbulentes Osterwetter führt zu stark wechselnden Schnee- und Lawinenverhältnissen und einer aktuell angespannten Lawinensituation
Erstellt am 1. April 2018
In der Karwoche (ab 27.03) und speziell am darauffolgenden Osterwochenende sorgten immer wieder rasch wechselnde Wetterverhältnisse für eine ebenso häufig wechselnde Lawinensituation. Nach Schneefall und darauffolgend immer wieder stärkerem Wind aus wechselnden Richtungen gab es in höheren Lagen ein anhaltendes Triebschneeproblem, in tieferen Lagen trat mit zunehmender An- bzw. Durchfeuchtung die Nassschneeproblematik in den Vordergrund. Zudem schritt die Ausaperung weiter voran. Nach einer Kaltfront mit etwas Neuschnee bei gringem Windeinfluss in der Nacht auf den Karfreitag (30.03.) sorgte der aufkommende, teils kräftige Südwestföhn für eine rasche und starke Erwärmung mit positiven Temperaturen über 2000m Seehöhe. Der Festigkeitsverlust führte vermehrt zu spontanen Nassschneelawinen, auch Rückmeldungen über eine durch Belastung sehr leicht abrutschende feuchte Schneeoberfläche in steileren Hängen im Aufstieg bestätigten die Durchfeuchtung. Über 2000m entstanden durch den zunehmend verfrachtungsfähigen Neuschnee frische Triebschneebereiche in den Nordostsektoren.
Am Ostersamstag hielt das milde Südwestföhnwetter an. Ein Oberitalientief, welches im südlichen Kärnten für große Regen- bzw. Neuschneemengen und Gefahrenstufe 4 sorgte, brachte in den südwestlichen Regionen der Steiermark neuerlich Regen und führte zu einer weiteren Durchfeuchtung der Schneedecke in tieferen Lagen, Triebschneebereiche in höheren Lagen konnten sich etwas entspannen. Für den nächsten massiven Umschwung sorgte der Wettersturz in der Nacht auf den Ostersonntag. Eine Kaltfront aus Nordwesten sorgte für einen Wintereinbruch und bis zu 40cm Neuschnee auf den Bergen, wobei die Schneefallgrenze stellenweise unter 1000m Seehöhe sank. Nordwestwind mit Sturmstärke sowie tagsüber herrschende isolierte, teils gewittrige Schneeschauer (mit Graupel) sorgen für eine zunehmend angespannte Triebschneesituation für Tourengeher, stellenweise reichen die Gefahrenstellen bis in lichte Waldbereiche.
Ausblick für die nächsten Tage:
Der Ostermontag wird hinsichtlich Lawinensituation ein sehr interessanter Tag. Anhaltender NW-Sturm, etwas Neuschnee im Nordweststau über Nacht führen speziell am Vormittag zu einer oft heiklen Triebschneesituation. Laut Prognosen lässt der Wind jedoch noch am Vormittag rasch nach, mit zunehmendem Hochdruckeinfluss wird es im Tagesverlauf sprunghaft milder und sonniger. Bereits zu Mittag werden in 2000m Werte um den Gefrierpunkt erreicht (Tendenz rasch steigend). Mit der Einstrahlung und der schnellen Erwärmung werden vermehrt spontane Lockerschneelawinen aber auch Schneebrettlawinen (Setzungsimpuls) erwartet, die in neuschneereichen Regionen auch größere Ausmaße annehmen können.
Somit gestaltet sich der Montag für alle Wintersportler durchwegs heikel. Bei Unternehmungen im Gelände müssen (bei der Auswahl des Tourenzieles bzw. der Spurwahl) unbedingt die beschriebenen Verhältnisse und Entwicklungen berücksichtigt werden!
Die weiteren Tage verlaufen mild und überwiegend trocken, der nächster Kälteeinbruch ist aus heutiger Sicht am Donnerstag zu erwarten.
Ereignisreiche Triebschneewoche mit zahlreichen Schneebrettlawinen
Erstellt am 26. März 2018
Mit der markanten Abkühlung ab Samstag, dem 17.3. begann eine für diese Jahreszeit ungewöhnlich winterliche Phase mit anfangs Neuschnee auf den Bergen, später sehr tiefen Temperaturen, teilweise klaren Nächten und teilweise viel Wind aus unterschiedlichen Richtungen. In der Schneedecke spiegelt sich dieses Wetter durch einen ungünstigen Schneedeckenaufbau wider, weil sich immer wieder Triebschneepakete auf potentiellen Schwachschichten (hauptsächlich Oberflächenreif, teilweise auch lockerer Neuschnee) abgelagert haben. Wenig überraschend kam es daher auch zu zahlreichen Schneebrettlawinen, sowohl spontan als auch durch Mensch oder Tier ausgelöst.
Am Dienstag, dem 21.3. kam es in der bekannt gefährlichen Südrinne des Seckauer Zinkens (Niedere Tauern Süd) zu zahlreichen Abgängen von Schneebrettlawinen, ein Tourengeher wird in diesem Gebiet seither vermisst.
Ebenfalls am 21.3. wurde aus dem Bereich Schneealpe (Nordalpen Ost) eine fernausgelöste Schneebrettlawine gemeldet. Am 22.3. stellte sich in den Gurk- und Seetaler Alpen (Eisenhut) das verschüttete Opfer und vermutlich auch der Auslöser einer Schneebrettlawine nach dem Bergrettungseinsatz als Gams heraus. Ebenfalls am 22.3. wurde am Rauschkogel (Nordalpen Ost) im Südkar eine Schneebrettlawine ausgelöst. Eine Person wurde teilverschüttet, konnte aber durch Kameradenhilfe unverletzt geborgen werden. Es handelt sich schon um den dritten Lawinenunfall am Rauschkogel in dieser Saison. Die dritte gemeldete Lawine dieses Tages wurde durch einen Skitourengeher am Hinkareck (Nordalpen Mitte) ausgelöst. Auch hier gab es keinen Verletzten.
Am Donnerstag, dem 22.3. entlud sich der kleine Karlgraben an der Rax spontan - vermutlich ein durch Wechtenbruch ausgelöstes Schneebrett. Am darauffolgenden Sonntag, dem 25.3. löste ein abfahrender Skifahrer ein Schneebrett oberhalb des großen Karlgrabens aus. In diesem Fall war zweifaches Glück im Spiel: Einerseits konnte sich der beteiligte Skifahrer offensichtlich unverletzt selbst aus der Lawine befreien, andererseits wurde im vielbegangenem großen Karlgraben niemand von der Lawine erfasst.
In Summe also eine Woche mit ungewöhnlich hoher Lawinenaktivität und teils schwer einschätzbaren Verhältnissen. Hinzu kommt noch ein tragischer Absturz durch Wechtenbruch am Scheiblingstein, wobei das tödlich verunglückte Opfer durch eine nachfolgende Lawine verschüttet wurde.
Aufgrund der Wettersituation ist zu erwarten, dass diese schwer einzuschätzenden Verhältnisse noch einige Tage lang anhalten werden. In den Bergen ist also trotz Frühling besondere Umsicht und vorsichtige Spurwahl angeraten!
Winterlicher Frühlingsbeginn
Erstellt am 20. März 2018
Der heurige Frühlingsbeginn gestaltet sich in der Steiermark noch ganz schön winterlich. Auf den Bergen liegt ausreichend Schnee und auch in der Ost- und Südsteiermark lässt uns der Winter noch nicht los. Die tiefen Temperaturen und der Neuschnee von letztem Wochenende sorgen selbst in tiefen und mittleren Lagen für gute Schneeverhältnisse.
Am Sonntag zeigte ein Blick in die Schneedecke auf der Koralm, dass frischer Triebschnee auf einer Schicht bereits abbauend umgewandelter, rundkörniger Kristalle liegt und diese wiederum auf einer stabilen, dicken Schmelzkruste abgelagert ist. Die Verbindung zwischen Triebschnee und der Schmelzkruste ist nicht optimal und kann in steilen Hängen gestört werden. Außerdem ist die Schneedecke bereits überwiegend isotherm, was besonders wieder in dem Moment, wo die Temperaturen moderat werden, beachtet werden muss! Da kann dann die Gleitschneeaktivität sprunghaft ansteigen.
Aktuell kommt zu den tiefen Temperaturen stürmischer Nordwestwind hinzu, der für gefühlte Temperaturen um -35 Grad sorgt und neuerliche Gefahrenstellen für Schneebretter durch frische Verfrachtungen verursacht! Im Laufe dieser Woche strömen weiterhin kalte Luftmassen vom Norden in den Alpenraum ein (blaue Bereiche in der 500hPa-Karte) und sorgen bis zum Wochenende für frostige Temperaturen.
Zunehmend frühlingshafte Bedingungen führen zu einer langsamen Verlagerung der Gefahrenstellen
Erstellt am 7. März 2018
Wie berichtet war das vergangene Wochenende das bisher lawinenreichste der Saison. Nachfolgend noch zwei Fotos von dokumentierten Schneebrettlawinen. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass in der Steiermark bei mittlerweile zahlreichen Lawinenereignissen neben viel Glück eine weitere Sache in dieser Saison sehr positiv auffällt: Es wurden verhältnismäßig viele Lawinenabgänge gemeldet, bei denen nichts Wesentliches passierte. Somit waren die Rettungskräfte informiert und es konnten oft aufwendige Einsätze vermieden werden.
Neben Triebschneebereichen, die in höheren Lagen weiter bestehen bzw. sich frisch bilden können, führt der fortschreitende Temperaturanstieg in der Höhe zu einer Verlagerung der Gefahrenstellen für Lawinen. Triebschneebereiche bauen sich somit witterungs- und jahreszeitenbedingt rascher ab. Das Altschneeproblem, also Schwachschichten in Form von bspw. lockeren, aufgebauten Schneeschichten in Bereichen von Krusten tritt (neben sonnseitigen Spontanauslösungen) in schattseitigen Hängen in den Vordergrund. Auch mit einer wieder ansteigenden Gleitschneeaktivität ist zu Rechen, wie Beobachtungen bereits zeigen.