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Allgemeiner Rückblick auf die Wetter- und Lawinensituation

Erstellt am 16. März 2024

Nachdem wärmsten Februar der Messgeschichte mit einer mittleren Abweichung von +5 Grad zum Mittel der Periode 1991 - 2020 ist auch die erste Märzhälfte deutlich zu mild verlaufen. Zudem gab es auf den Bergen wenig Neuschnee.

Temperaturabweichung (Bezugsperiode 1991 - 2020) der ersten Monatshälfte März. Bilslang war auch der März teils deutlich zu warm. Quelle: GeoSphere Austria/SPARTACUS 

Im Folgenden wird der Verlauf der Lawinensituation seit Ende Februar Beispielhaft dargestellt.

Anhand der Daten der Messstation am Loser kann der Wetterverlauf und in weitererfolge auch der Schneedeckenaufbau der letzten Wochen recht gut beschrieben werden. Quelle: LAWIS 

 

Ende Februar sorgte ein Oberitalientief für einen halben Meter Neuschnee, der mit unterschiedlich starker Windeinwirkung verfrachtet wurde und somit vom 23. bis 25.02. zu einem Anstieg der Lawinengefahr über der Waldgrenze auf erheblich führte. Einige Lawinenereignisse bestätigten den schlechten Schneedeckenaufbau.

Spontanes Schneebrett vom 25.02. in einem nordostexponiertem Hang am Blaseneck, Ennstaler Alpen. Quelle: Kren
 

In weiterer Folge stand in einer milden und niederschlagsärmeren Wetterphase Anfang März wiederholt das Gleitschneeproblem im Vordergrund.

Beispiel für die starke Gleitschneeaktivität in den Schladminger und Seckauer Tauern Anfang März. Quelle: Alpinpolizei Rieglthalner
 

Ab 06.03. kühlte es zumindest in der Höhe für kurze Zeit etwas ab. Mit auflebendem Südföhn wurde etwas älterer und frischer Neuschnee verfrachtet und kurzzeitig instabil, wie einige Rückmeldungen und Auslösungen bestätigten.

Spröde, störanfällige Triebschneeauflage in den Rottenmanner Tauern am 08.03. Quelle: Tadler 

In der Nacht von 11. auf 12.03. sorgte ein entlang des Alpenostrandes nach Norden ziehendes Tief für bis zu 35cm Neuschnee, die größten Mengen fielen in den Nordalpen. Frischer Triebschnee wurde in den Hochlagen im Ost- und Südsektor auf einer generell stabilen und oberflächlich verharschten Altschneedecke abgelagert. Schwachschichten für Schneebrettlawinen waren vorrangig im Triebschneepaket, stellenweise im Übergang zum Altschnee (kantige Kristalle) vorhanden. Die Schneeauflage konnte sich witterungsbedingt recht rasch wieder setzen, mit Strahlung, Erwärmung und Regen wurde die Schneedecke bis in hohe Lagen feucht.

Profil vom 14.03. aus den Eisenerzer Alpen in 1800m Seehöhe. Die Schneeauflage war schwachfeucht und konnte nur punktuell unter großer Zusatzbelastung (ohne Ausbreitung) gestört werden. Quelle: LWD Stmk.
 
Die Schneeverteilung ist vielerorts unregelmäßig. Triebschneeablagerungen heben sich von der teils mit Saharastaub gefärbten Altschneedecke deutlich ab (Bild 14.03. Eisenerzer Alpen). Quelle: LWD Stmk. 

 

Wie geht es weiter?

Nach dem Kaltfrontdurchzug am 16.03. (gewittrige Schauer inklusive) bleibt das Wetter wechselhaft. Anfang der Woche sorgen die Ausläufer eines Tiefs über Osteuropa für etwas Abkühlung sowie ein wenig Neuschnee in den Nordalpen. Die längerfristige Entwicklung ist noch sehr unsicher, ende des Monats könnte es mitunter nennenswerteren Neuschnee geben....es heißt abwarten...

Großwetterlage Anfang kommender Woche (19.03.). Etwas Abkühlung und Neuschnee durch Tiefdruckeinfluss. Quelle: GeoSphere Austria
 
Prognose der Neuschneesummen bis 19.03. Früh. Quelle: GeoSphere Austria
 
Prognose der akkumulkierten Neuschneesumme für die Planai in ca. 1750m. Ein Neuschneezuwachs Ende des Monats ist noch von großer Unsicherheit begleitet. Quelle: Snowgrid 

 


Extrem milder und schneearmer Februar!

Erstellt am 18. Februar 2024

Dieser Februar ist in Bezug auf die Temperaturen derzeit auf Rekordniveau! Die Abweichungen vom langjährigen Mittel liegen aktuell an den meisten Wetterstationen in der Steiermark bei +5 Grad. An der Station Aigen/Ennstal beträgt die durchschnittliche Jännertemperatur (1971-2000) -1,1 Grad, derzeit (18.02.) liegt das Mittel bei +6 Grad, was einer positiven Abweichung von 7,1 Grad entspricht. Auch die Niederschlagsmengen sind deutlich unterdurchschnittlich und erreichen gerade einmal 50 Prozent vom Soll. Sonne gabs aber dafür nicht mehr, auch die Sonnenstunden blieben unter dem langjährigen Schnitt. Man siehts, die Täler sind grün, eine geschlossene Schneedecke beginnt erst ober der Waldgrenze.

 

Ennstal mit Grimming am 16.02.2024. Quelle: OEBB/fotowebcam.eu

 

Schuld daran ist eine persistente zonale Wetterlage, also milde Luftmassen vom Atlantik. Zwar waren in dieser Westströmung immer wieder Fronten eigelagert, das Niederschlagspotential war aber meist gering und oft in Form von Regen bis auf über 2.000m hinauf.

Welche Auswirkungen hatte das auf die Lawinensituation in der Steiermark?

Das Hauptproblem war durch Gleitschneelawinen gekennzeichnet, das uns aufgrund des warmen Einschneiens im Frühwinter beschäftigte, aber sich vor allem durch den oftmaligen Regeneintrag noch verstärkte. Ergiebiger Schneezuwachs fehlte im Februar bisher gänzlich, nennenswerter Neuschnee (10-30cm nordalpin) fiel zuletzt zwischen 11. und 13.02. in Verbindung mit stärkerem Nordwestwind. In diesem Zeitraum entstand in Lagen über 1.800m auch störanfälliger Triebschnee, der keine ausreichende Bindung zur verharschten Altschneedecke entwickelte (vermutlich warm/kalt- Problem).

In Folge ereigneten sich einige Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung, die allesamt glimpflich verliefen.

 

Schneebrettabgang am 14.02.2024 an der Blaseneck-Ostseite. Foto: P. Sodamin
 
Große Schneebrettlawine am 13.02.2024 an der Südseite des Höchststein. Foto: K.Gössweiner

 

Danach wurde es wieder recht mild mit Höhepunkt am 16.02., an dem viele Lockerschneelawinen registriert wurden.

 

Lockerschneelawinen am 16.02.2024 an der Kreuzmauer-Haller Mauern. Foto: S. Krenn
 

Wie geht es mit dem Wetter nun weiter? Eigentlich so ähnlich wie bisher, wenngleich die Temperaturen etwas zurückgehen, aber immer wieder von kurzen, milderen Phasen unterbrochen werden. Dazwischen schneit es auch hin und wieder. Längerfristige Prognosen rechnen für das kommende Wochenende mit reichlich Neuschnee, allerdings nur in den Südstaugebieten. Und da gehört die Steiermark mit Ausnahme der randlich gelegenen Turrach nicht dazu.

 

ECMWF-Niederschlagsprognose bis Dienstag, 27.02.2024

 

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Erkundungsflug Dachstein

Erstellt am 29. Jänner 2024

Nach dem anhaltenden starken Wind wurde am Sonntag der windschwache Tag genützt um mit der Lawinenkommission Ramsau am Dachstein einen Erkundungsflug durchzuführen.

Abbildung 1                Quelle LWD

Abbildung 1 zeigt Lockerschneelawinen, die am Sonntag spontan abgegangen sind. Während des gesamten Fluges wurden jedoch nur vereinzelt spontane Lockerschneelawinen gesichtet.

 

Abbildung 2: Station Eiskar                                   Quelle: LWD

Es wurden die meteorologischen Stationen am Dachstein besichtigt und kontrolliert. Abbildung 2 zeigt die meteorologische Station im Bereich des Eiskars.

 

 

Abbildung 3: Landesplatz bei der Station Eiskar       Quelle: LWD

Da es sich um einen sehr windschwachen Tag gehandelt hat, konnten wir direkt neben der Station Eiskar aussteigen und die meteorologische Station kontrollieren.

Während des Fluges über die Niederen Tauern konnten ältere Gleitschneeabgänge beobachtet werden.


Viele Auslösungen vergangenes Wochenende

Erstellt am 21. Jänner 2024

Am vergangenen Wochenende (20./21.01.) herrschten ausgezeichnete Witterungsbedingungen. Dementsprechend groß war der Andrang von Tourengehern nicht nur in den steirischen Bergen. Kurz davor fiel bis zu 20 Zentimeter Neuschnee, allerdings auch in Verbindung mit Wind. Der Lawinenlagebericht gab für die meisten Gebirgsregionen oberhalb der Waldgrenze Gefahrenstufe 2 (mäßige Lawinengefahr) an, da von einer nur mittleren Schneedeckenstabilität mit einigen Auslösungen mittelgroßer Lawinen ausgegangen wurde. Zudem waren auch die Gleitschneelawinen wieder ein Thema.

Entsprechend groß war dann auch die Anzahl der gemeldeten Lawinen, die bis auf einen Unfall am Kaiserschild allesamt glimpflich verliefen. So gesehen hat sich aber wieder einmal mehr bestätigt, dass es auch  einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Tourengeher und der Häufigkeit von Auslösungen gibt. Die meisten Wintersportler sind nämlich am Wochenende unterwegs, insbesondere an jenen mit ausgezeichneten Wetterbedingungen nach Neuschnee so wie das vergangene.

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Selbstauslösung am 20.01. auf dem Weg zum Festkogel (Gesäuse). Quelle: BR Admont

 

Schneebrett am 21.01. am SE-Hang Hochrettelstein. Quelle: AEG C.Huber

 

Schisuche am Hochrettelstein. Foto: LK Oppenberg, T. Gruber

 

Große Gleitschneelawine zwischen Hochrettelstein und Plannerknot. Foto: AEG C. Huber

Triebschnee als vorherrschendes Lawinenproblem der vergangenen und kommenden Tage

Erstellt am 10. Jänner 2024

Seit dem Schneefall am vergangenem Wochenende (6. und 7.1.) haben sich im Steirischen Bergland winterliche Temperaturen festgesetzt und das bis dahin vorherrschende Gleitschneeproblen hat sich langsam entschärft.  

Gleichzeitig führte der zunächst bei Windstille gefallene Neuschnee, der ab Sonntag durch starken Nordwestwind und ab Dienstag durch Ost- und Südwind in alle Expositionen verfrachtet wurde, zu einem Triebschneeproblem. Insbesondere im Süd- und Ostsektor wurden zahlreiche Schneebrettlawinen beobachtet (teilweise spontan, teilweise durch Tourengeher/innen ausgelöst), die meist klein oder mittelgroß waren, vereinzelt aber auch größere Ausmaße annahmen. 

Kleine bis mittelgroße, spontane Schneebrettlawine am Osthang vom "Punkt 2100m" in den Wölzer Tauern.   

 

Größere Schneebrettlawine (durch Sprengung ausgelöst) am überwiegend schattigen, steilen Osthang der Gläserkoppe in den Wölzer Tauern. Hier ging nicht nur die oberste, frische Triebschneeschicht als Schneebrettlawine ab, sondern es wurde das Schneedeckenfundament mitgerissen, was auf ein Altschneeproblem hinweist. 

Vereinzelt, wie am obigen Foto, war nicht nur die oberste, frische Triebschneeschicht betroffen, sondern auch tiefer liegende Schwachschichten, die durch aufbauende Umwandlung der Schneekristalle rund um Harschkrusten oder direkt über dem Boden entstehen. Das ist ein deutlicher Hinweis auf ein beginnendes Altschneeproblem in schattigen, steilen Hängen der Hochlagen. 

In den kommenden Tagen ist insbesondere zu beachten, dass durch den Südwind am Dienstag und Mittwoch auch nordseitig frische Triebschneeablagerungen entstanden sind, die teilweise durch geringe Zusatzbelastung ausgelöst werden können!  


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