Spontane Lawinen in allen Höhenlagen
Erstellt am 16. Jänner 2019
Nach der zwischenzeitlichen Wetterbesserung letzten Freitag haben am Samstag wieder Schneefälle eingesetzt und der Wind aus Nordwest zugelegt. Südlich des Alpenhauptkamms war es hingegen noch aufgelockert. Von Sonntag bis inklusive Dienstag fiel in der gesamten Obersteiermark verbreitet Neuschnee, welcher vom stürmischen Wind stark verfrachtet und als störanfälliger Triebschnee abgelagert wurde. Im Zuge dieses Niederschlagsereignisses sind bis zu 140cm Neuschnee gefallen, wobei die Schwerpunkte im Toten Gebirge und in der Hochschwabregion lagen.
Mit dem zusätzlichen Neu- und Triebschnee erhöhte sich nochmals die Zusatzlast auf die Schneedecke, was am Montag (13.01.) und am Dienstag (14.01.) zu einigen spontanen Schneebrettlawinen führte. Uns wurden Schneebrettlawinen aus einem breiten Höhenbereich gemeldet: Sowohl mit Anrissen um 1100m als auch mit weit oberhalb von 1500m Seehöhe.
In den höheren Bereichen sind zum Beispiel die Lawinen vom Grübelzinken am Präbichl am 13.01. oder in Johnsbach vom Gamsstein am 14.01. als trockene Schneebretter mit Anrissbereichen über 1500m Seehöhe abgegangen.
Sowohl die Haindlmauer-Lawine im Gesäuse am 14.01., als auch die Lawine vom Hochkar auf steierischer Seite (14.01.) und der Abgang vom Buchauersattel am 13.01. waren spontane, trockene Schneebrettlawinen mit Anrissen um 1100m Seehöhe. Hier hatte der kurzzeitige Regen in der Nacht auf Montag für einen zusätzlichen Feuchtigkeitseintrag gesorgt und somit zur Schwächung der Schneedecke geführt.
In tiefen Lagen kam es im selben Zeitraum verbreitet zu spontanen Nassschnee- und Gleitschneerutschungen aus steilen Hängen, die exponierte Straßen betroffen haben. Als Beispiele dafür sind Wildalpen und Hall bei Admont zu nennen.
Weiters sind zwei spontane Schneebrettlawinen in der Nacht abgegangen. Die extrem große Lawine, die sich in der Flanke westlich des Eiskars gelöst hatte und in der Nacht auf Dienstag bis in den Ort Ramsau am Dachstein abgegangen ist, verlief mit viel Glück „relativ glimpflich“. Es sind keine Menschen zu Schaden gekommen, allerdings ist beträchtlicher Sachschaden entstanden.
Eine spontane Lawine vom "Goassteig" (Veitsch) hat sich in der Nacht auf Mittwoch gelöst. Die Lawine hat am Weg ins Tal bis auf die untersten Schneeschichten durchgeschlagen, aber trotz mächtiger Kubatur keine Infrastruktur getroffen. Am Mittwoch wurde die Wetterbesserung genutzt, um weitere Erkundungs- und Sprengflüge durchzuführen, wie zum Beispiel am Grimming.
Großes Flugaufgebot während des Wetterfensters am Freitag
Erstellt am 12. Jänner 2019
Auch wenn das Wetter anfänglich noch nicht in allen Regionen mitspielte, so konnte das prognostizierte Wetterfenster am Freitag letztlich doch für eine ganze Reihe notwendig gewordener Flüge genutzt werden. Somit standen die Maschinen des BM.I und des Bundesheeres im Dauereinsatz. Neben dringenden Versorgungsflügen stand aus lawinenrelevanter Sicht vor allem die Beurteilung der Einzugsgebiete für die Bewertung der örtlichen Lawinengefahr durch Kommissionen im Vordergrund. Es galt Sprengungen durchzuführen, um gespannte Bereiche zu entladen sowie die Stabilität der Hänge entlang gefährdeter Straßen- und Siedlungsbereiche zu begutachten. Seitens des Lawinenwarndienstes war wichtig, sich einen großflächigen Überblick über Schneemächtigkeiten, das Ausmaß der Windverfrachtungen in den Hochlagen sowie Anzahl und Größe der Lawinenabgänge zu verschaffen. Speziell auch mit dem Wissen um die neuerliche Verschlechterung der Wetterlage ab Samstag und aufgrund der bevorstehenden Niederschläge am Wochenende und am Beginn der kommenden Woche.
Lawinenabgänge
Erstellt am 11. Jänner 2019
Der heutige Tag sollte aufgrund der Möglichkeit von Befliegungen einige neue Erkenntisse über Lawinenabgänge bringen. Noch bevor all diese Informationen bei uns einlangen und verarbeitet werden, berichten Lawinenkommissionene aus den neuschneereichen Nordstaulagen zum Teil bereits über größere Lawinenabgänge. So langte heute in der Früh die Meldung ein, dass sich eine Lawine vom Tamischbachturm gelöst hat und auf ihrem Weg in die Enns auch die Straße verschüttet hat.
Erste Fotos erreichen uns auch aus Kleinsölk, hier wurden mehrere Entladungen registriert, zum Teil betrugen die Anrissmächtigkeiten 3 bis 4 Meter!
Messstationen erreichen bald das Messlimit
Erstellt am 11. Jänner 2019
Die Schneepegel-Messstationen des Lawinenwarndienstes Steiermark sind im Hinblick auf ihre Dimensionierung auf große Schneemächtigkeiten ausgelegt. Daher wurde an der Station am Loser auch das Solarpanel vor einigen Jahren höher montiert (wie im Foto ersichtlich), um die Sensorik trotz großer Gesamtschneehöhen noch mit Energie versorgen und somit eine Messung gewährleisten zu können. Trotz aller Vorkehrungsmaßnahmen ist angesichts der derzeitigen Starkniederschlagsphase dennoch bald das Messlimit erreicht...
Ein interessantes Phänomen lässt sich in diesem Zusammenhang derzeit an den Diagrammdarstellungen am Loser feststellen. Die Schneemessung hat die 5-Meter-Marke bereits überschritten, und auf ihrem Weg dorthin auch den Temperaturfühler überragt und eingeschneit. Die Konsequenz ist, dass der für die Messung der Lufttemperatur gedachte Sensor derzeit die Schneetemperaturen misst.
Enorme Schneemengen, Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr in den Nordalpen!
Erstellt am 10. Jänner 2019
Die außergewöhnlichen Schneemächtigen – mitsamt all ihren Folgeerscheinungen – prägen derzeit in den niederschlagsintensiven Staulagen nicht nur das Bild der Landschaft, sondern beeinflussen in den Krisengebieten auch massiv das Leben der ortsansässigen Bevölkerung. Das Gefahrenpotential ist sehr weitreichen und umfasst auch über die Lawinengefährdung hinausgehende Bereiche: Dazu gehören beispielsweise die (auch weiter) ansteigenden Dachlasten und damit zusammenhängend auch aufgrund der enormen Zusatzlast umstürzende Bäume.
Zudem sollten die Einsinktiefen in den Unmengen lockeren Schnees derzeit nicht unterschätzt werden. Tragisch endete in diesem Zusammenhang im Mariazeller-Raum beispielsweise der Sturz eines Skifahrers, der vom Pistenrand abkam und über eine Wechte in den tiefen, lockeren Schnee stürzte und dabei verstarb.
Wenn man sich der zusätzlichen Gefährdung dieser enormen Schneemassen bewusst ist und den Fokus wieder auf die Lawinengefährdung richtet, so wird man – zumindest in Ansätzen – an eine vergleichbare Situation von 10 Jahren erinnert. Auch damals sorgten ergiebige Schneefälle in den Nordstaulagen für tiefwinterliche Verhältnisse. Am 17. Tag der niederschlagsintensiven Nordstauwetterlage herrschte in den gesamten Nordalpen (von „Ost“ bis „West“, damals gab es die Unterteilung „Mitte“ noch nicht) am 24.02.2009 Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr.
Blickt man noch weiter zurück, so findet man 2005 eine weitere kritische Lawinenphase mit der Ausgabe von Gefahrenstufe 5, „sehr große“ Lawinengefahr am 03. und 04.02.2005.
Und wie schaut es im Vergleich dazu heute in der Steiermark aus?
Wir befinden uns Anfang Jänner noch vergleichsweise „früh“ im Kernwinter und umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die heutigen Werte – je nach Station – die damaligen Pegelstände erreichen (und zum Teil auch überflügeln).