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Der April bringt den Spätwinter

Erstellt am 20. April 2024

Nach vielen Wochen frühlingshafter Bedingungen und zum Teil sogar sommerlicher Temperaturen auf den Bergen standen die Zeichen bereits deutlich auf Saisonende. Nass- und Gleitschnee dominierten die Lawinengefahr, insgesamt gab es aufgrund der bereits einige Zeit andauernden Frühjahressituation jedoch generell nur noch wenig Lawinenaktivität. Der Schnee zog sich immer weiter in die Hochlagen und Gipfelbereiche zurück, südseitig war es oft bereits bis ganz oben aper oder keine durchgängige Schneedecke mehr vorhanden.

Abbildung 1: Wetterverlauf (Wind, Temperatur, Schneehöhe) an unserer Wetterstation am Loser ab Mitte März.

Gut zu erkennen ist der frühlingshafte Wetterverlauf an unseren Wetterstationen, wie zum Beispiel in der Grafik vom Loser (Abb.1). Mit kurzen Unterbrechungen hielt in mittleren Lagen bereits seit Mitte März der Frühling Einzug. Die Temperaturen lagen meist deutlich über Null, mit Spitzenwerten an den ersten beiden Aprilwochenenden, an denen in 1500 m bis zu 20 Grad erreicht wurden. Die Nullgradgrenze lag zu diesen Zeitpunkten deutlich über 3000 m. Der Schneedecke ging es rasch an den Kragen, sodass vor dem Spätwintereinbruch am vergangenen Dienstag (blauer Balken) auf 1500 m Seehöhe eigentlich kaum noch Schnee übrig war.

Ausgelöst wurde der Wintereinbruch von einem Vorstoß polarer Kaltluft bis nach Mitteleuropa. Mit Durchzug einer Kaltfront in der Nacht von Montag, 15.04., auf Dienstag sanken die Temperaturen und die Schneefallgrenze schnell – tatsächlich schneller als erwartet – und es wurde wieder weiß auf den Bergen. In weiterer Folge entwickelte sich zudem ein Oberitalientief, welches dann auch von der Turrach über die Südabdachung der Niederen Tauern, im Randgebirge und bis zur Soboth den Schnee zurückbrachte. Viele Wiesen, auf denen zuvor bereits der Löwenzahn blühte, wurden somit wieder winterlich weiß.

Das Gastspiel des Winters in den südlichen Gebirgsgruppen war nur ein kurzes. Alpennordseitig zogen vergangene Woche jedoch wiederholt Kaltfronten durch, welche besonders im Nordstau immer wieder zu Niederschlägen führten. Dazu blieben auch die Temperaturen während der gesamten Woche auf winterlichem Niveau, wodurch sich der Schnee halten konnte.

Abbildung 2: 72h-Neuschneesumme von Montagabend 15.04.24 - Donnerstagabend 18.04.2024 aus SNOWGRID (Quelle: GeoSphere Austria). Im Dachsteingebiet und dem Toten Gebirge, aber auch in den Ennstaler - und Eisenerzer Alpen und bis zum Hochschwab kam von Montag bis Donnerstagabend ein zum Teil ein guter halber Meter Neuschnee zusammen. Auch im Bereich des Speikkogels auf der Koralm gab es bis zu 30 cm Neuschnee, dies allerdings alleine am Dienstag, danach gab es keinen weiteren Neuschnee.

Abbildung 3: Gemessene Schneehöhen an den Wetterstationen (links o: Hohe Schrott, m: Großer Buchstein, u: Palfau Hühnerriegel, rechts o: Planneralm Loipe, m: Seetaler Alpe, u: Turrach).

Auch die Wetterstationen zeigen Wintereinbruch eindrücklich anhand des Schneehöhenverlaufs. Der erste Schwung Neuschnee kam in der Nacht von Montag auf Dienstag bzw. am Dienstag selber. In weiterer Folge gab es im Nordstau immer wieder Schneefall (Abb.3., Grafiken links). Insgesamt sind seit Dienstag am Dachstein, im Toten Gebirge und auch in den Ennstaler Alpen und dem Gesäuse zwischen 40 und 60 cm Neuschnee zusammengekommen (Stand 20.04.24, 08:00; Nachtrag 21.04.24, 09:00: 60 - 100 cm). In den Niederen Tauern und südlich des Alpenhauptkamms kam der Großteil des Neuschnees hingegen am Dienstag, dem 16.04, seitdem ist kaum mehr Schnee dazugekommen und die Schneedecke hat sich gesetzt.

Abbildung 4: Panoramakamera auf der Planneralm – es ist wieder winterlich (https://planneralm.panomax.com/), vom oben: 13.04.2024, unten: 19.04.2024.

Schneedecke

Neu- und Triebschnee wurden auf einer durchfeuchteten Altschneedecke (bzw. aperen Flächen) abgelagert. Zum Teil bildete sich ein Schmelzharschdeckel am Übergang vom durchnässten Altschnee zum Neuschnee. Die diffuse Strahlung und die warme, feuchte Altschneedecke haben eine rasche Setzung der Neuschneedecke und eine gute Verbindung zur Altschneedecke beschleunigt. Durch die wiederholten Schneefälle bei unterschiedlichen Windverhältnissen konnten sich jedoch Triebschneepakete auf lockeren Neuschneeschichten ablagern, somit sind die Grundvoraussetzungen für Schneebrettlawinen (Brett und Schwachschicht) gegeben und in den kommenden Tagen sollte man frischen Triebschnee unbedingt mit Vorsicht beurteilen!

Aussicht

Eine weitere Kaltfront bringt am Samstag vor allem im Nordstau neuerlich ergiebigen Neuschnee.

Abbildung 5: Geopotential und Druckverteilung auf 500 hPa. Ein Hoch über dem Atlantik und ein Tief über Skandinavien führen polare Kaltluft nach Mitteleuropa.
Abbildung 6: 24h Niederschlagssummen aus dem Modell AROME bis zur Nacht von Samstag auf Sonntag. (Quelle: GeoSphere Austria)

Der Schwerpunkt liegt dabei neuerlich zwischen Dachstein und Gesäuse, wo wir 30 – 40 cm Neuschnee erwarten, aber auch das Hochschwabmassiv und die Nördlichen Niederen Tauern erhalten neuerlich Schneenachschub (verbreitet 10 – 20 cm). Der frische Triebschnee lagert nun zum Teil auf Schichten aus lockeren Neuschnee bzw. beinhaltet selber lockere, störanfällige Schichten. Im Nordstaubereich, wo in der vergangenen Woche dann insgesamt bis zu 1 m Neuschnee zusammengekommen sind (inkl. Des Niederschlags am Samstag), gibt es nun einige, zum Teil schlecht erkennbare Gefahrenstellen im Gelände, wo Schneebrettlawinen im Triebschnee nun durchaus mittlere Größe erreichen können. Die niedrigen Temperaturen konservieren den Neu- und Triebschnee auch in den kommenden Tagen und somit bleibt er übers Wochenende störanfällig. Obwohl sich die Saison langsam dem Ende zuneigt, ist somit die erhebliche Lawinengefahr in den Hochlagen zwischen Dachstein und Ennstaler Alpen zu beachten.

Zu guter Letzt noch ein Blick auf die weitere Entwicklung: Auch in der kommenden Woche bleibt Österreich in der kalten Luftmasse und das Wetter bleibt unbeständig und spätwinterlich, wie die Ensembleprognose für den Dachstein zeigt (Abb 7)

Abbildung 7: Ensembleprognose (Quelle: ECMWF, GeoSphere Austria) der akkumulierten Neuschneemenge für die nächsten Tage. Immer wieder ist Neuschnee in Sicht, der Spätwinter hält weiter an.