Blick in den Schnee in den Mürzsteger Alpen
Erstellt am 24. Februar 2017
Gemeinsam mit unserem Wetter- und Lawinenmelder Kain Hermann und seinem Sohn Florian machte der LWD eine Schneeerkundung auf die Hohe Veitsch. Am frühen Vormittag gestaltete sich die Schneeoberfläche noch durchwegs vereist und harschig, allerdings wurde sie durch die Sonneneinstrahlung in den Südseiten recht schnell weich. Der Niederschlag am Dienstag fiel bis zirka 1600m Seehöhe als Regen, was sich im südseitigen Aufstiegsbereich auch durch eine hohe Dichte von heruntergerollten Nassschneeknollen zeigte. Die oberste Schneeschicht hatte bis zum Graf-Meran-Haus auf 1836m Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, was eine Anfeuchtung der Schneedecke signalisierte.
Im Gipfelplateaubereich blieb die Schneeoberfläche bis in den frühen Nachmittag hart, vorauf sich frischer Triebschnee ablagerte. Das Schneeprofil (siehe LINK) zeigte ein kompaktes Schneefundament, auf dem sich der Triebschnee der letzten Tage abgelagert hatte. Zwischen diesen Schichten von Triebschnee wurde eingeschneiter Oberflächenreif als Schwachschicht ausgemacht. An der Schneeoberfläche hatte sich der verfrachtete Schnee durch den Wärmeeintrag zum Teil abgebaut und darüber eine dünne Schmelzkruste gebildet.
Die tiefen Temperaturen am Wochenende werden den Anfeuchtungsprozess innerhalb der Schneedecke stoppen und eine sehr harte und eisige Schneeoberfläche bewirken. Oberhalb der Baumgrenze werden sich durch starken West- bis Nordwestwind und etwas Neuschnee neuerlich störanfällige Triebschneeablagerungen bilden, die sich nur schlecht mit der harten Oberfläche der Altschneedecke verbinden werden.
Warmfrontdurchgang bestimmte den Start der Energieferien mit turbulentem Wetter
Erstellt am 22. Februar 2017
Die Energieferien sind bislang von turbulentem Wetter gekennzeichnet, auch bis zum Wochenende bleibt der wechselhafte Charakter voraussichtlich bestehen.
Der Warmfrontdurchgang zu Wochenbeginn brachte speziell in den Nordalpen viel Niederschlag. Im Raum Bad Aussee wurden bspw. ca. 50mm Niederschlag registriert, auch im Hochschwabgebiet fielen in Summe bis zu 60mm. Die Schneefallgrenze stieg in manchen Bereichen kurzeitig auf ca. 2000m an. Dazu wehte auf den Bergen anhaltend stürmischer NW-Wind.
Der Regen und der Neuschnee bei starkem Wind haben sich negativ auf die Lawinenverhältnisse ausgewirkt: Die Gefahr von spontanen Nassschneelawinen ist in regenreichen Gebieten angestiegen. Sowohl in Form von spontanen Lockerschneelawinen (aus steilem Gelände) als auch von spontanen Schneebrettern (nasser Schnee, steigende Temperaturen), die mit der Altschneedecke schlecht verbunden sind.
Zudem besteht in höheren Lagen, wo der Schnee bei stürmischem Wind gefallen ist, ein Triebschneeproblem, wobei die Gefahrenstellen mit zunehmender Höhe ansteigen.
Bei derartigen Warmfrontdurchgängen ist die Prognose der Schneefallgrenze natürlich essentiell, oft verhält sie sich aber in der Realität anders als in den Vorhersagen. Auch im Rahmen dieses Ereignisses hat es deutlich weiter hinauf geregnet als vorhergesagt, womit der Schnee bis in hohe Lagen feucht fiel und für eine derzeit unangenehme Beschaffenheit für Wintersportler sorgt.
Der weitere Ausblick: Morgen Donnerstag wird es mit einer föhnigen SW-Strömung sehr mild mit deutlichen Plusgraden in 2000m, der Föhn wird auf den Bergen durchaus stark bis stürmisch. Mit der immer wieder durchkommenden Sonne steht die Nassschneeproblematik im Vordergrund, das Triebschneeproblem verschiebt sich weiter nach oben.
Am Freitag bringt eine Kaltfront einen abrupten Wetterumschwung mit NW-Sturm, Temperatursturz und etwas Neuschnee. Das Triebschneeproblem wird in Regionen mit Neuschnee vorherrschend, die Nassschneeproblematik schwächt sich ab.
Gefahrenstufe 1 – „Geringe Lawinengefahr“: wie ist das zu verstehen?
Erstellt am 12. Februar 2017
Immer wieder werden wir gefragt, warum es auch bei Gefahrenstufe 1, also bei geringer Lawinengefahr, zu Lawinenunfällen kommt.
Grundsätzlich ist es so, dass die im Lawinenprognosebericht ausgegebene Gefahrenstufe für größere Gebirgsregionen gilt, also für alpine Gebiete mit einer Größe von zumindest hundert Quadratkilometern. Für die Beurteilung eines Einzelhanges sagt die Gefahrenstufe daher nichts aus. So bedeutet die Gefahrenstufe 1, dass beispielsweise in einem Gebiet von der Größe eines Gebirgszuges statistisch gesehen ca. 5% der Steilhänge schwach verfestigt sind.
Verhältnisse in den Seetaler Alpen
Erstellt am 8. Februar 2017
Am 07.02.2017 unternahmen wir eine Erkundung in den Seetaler Alpen, einem der neuschneereichsten Gebiete der gesamten Steiermark.
Bereits am Weg in Richtung des zwischen Kreiskogel und Oberen Schlaferkogel gelegenen Ochsenbodens waren Risse in der Schneedecke und Wummgeräusche ständige „Begleiter“.
Die Witterungsabfolge war für den Schneedeckenaufbau denkbar ungünstig: Zunächst fiel bei sehr windschwachen Verhältnissen lockerer Neuschnee, teils auf kantig umgewandelten und geringmächtigen Altschnee, teils auf vormals apere Böden. In der Folge nahm der Windeinfluss zu und bildete gebundene Triebschneepakete auf eben dieser lockeren Neuschnee-Unterlage, die somit zur Schwachschicht innerhalb der frischen Auflage wurde.
Auch wenn die Gesamtschneehöhe stark unter dem Durchschnitt liegt, so war die Schneedecke am Dienstag in dieser Region doch ziemlich störanfällig (Schneeprofil). Die folgende Abbildung zeigt das Schneeprofil in Kombination mit den Wetterdaten der nahegelegenen meteorologischen Messstation (Seetaler Alpe, Hohe Rannach/TÜPL Schmelz).
Erkundungsflug bezüglich der Nassschneelawinensituation
Erstellt am 3. Februar 2017
Aufgrund mehrerer Lawinenabgänge auf Straßen führte der Lawinenwarndienst Steiermark einen Erkundungsflug durch. Kleine bis mittlere Schneebretter bzw. Lockerschneelawinen haben sich durch die Zusatzlast (Erwärmung bzw. Regen) gelöst und zum Teil exponierte Straßen erreicht. Besonders betroffen sind schneereiche nordseitige Lagen unter 1000m Seehöhe. Die Schneedecke ist unterhalb von 1000m aufbauend umgewandelt.
Zusätzlich wurde die Möglichkeit genutzt, die Lawinensituation in den Hochlagen zu beurteilen. In diesem Zusammenhang wurde eine Schneedeckenuntersuchung am Grimming durchgeführt. Es hat sich gezeigt, dass die Schneedecke stabil ist. Die eingelagerten Schwachschichten (siehe LAWIS) konnten nicht mehr ausgelöst werden.