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Situationsbeurteilung mit Erkundungsflug am 21.04.

Erstellt am 23. April 2017

Am 21.04. konnte sich der Lawinenwarndienst im Rahmen eines Erkundungsfluges mit dem BMI ein Bild von der herrschenden Situation in den neuschneereichen Regionen der Steiermark verschaffen. Ein Augenmerk lag in der Beurteilung der Einzugsgebiete der gesperrten Straßen, die gemeinsam mit den Lawinenkommissionsmitgliedern durchgeführt wurde. Dabei konnten zahlreiche Schneemäuler sowie bereits abgegangene Gleitschneelawinen aus steilen Wald- und Böschungsbereichen registriert werden. Die enormen Neuschneemengen (bis 150cm) fielen hier auf apere, warme Böden, was in Folge zum Abgleiten führte. Trotz der großen Anzahl war die Auslauflänge der Lawinen zum Glück meist gering.

Enorme Schneemengen in Hinterwildalpen. Zahlreiche Gleitschneerisse säumten die steilen Böschungen an den Straßen. In viele Zufahrten konnten die Schneemassen mit vorhandenen Mitteln nicht bewältigt werden.  Quelle: LWD

In höheren Lagen wurde der Schnee durch teils orkanartigen Wind verfrachtet. Hier gab es neben den vorherrschenden Gleitaktivitäten vereinzelt auch spontane Lockerschneelawinen und Schneebretter.

Zahlreiche Gleitschneerisse und spontane Lawinen prägten das Bild über weite Strecken der Nordalpen Quelle: LWD
Lawinenaktivität im Grenzbereich Niedere Tauern/ Nordalpen. Quelle: LWD

Im Tourenbereich war die Situation weiterhin heikel. Der in höheren Lagen kalte, trockene Schnee wurde vom Wind ordentlich bearbeitet. Der spröde Triebschnee gestaltete sich sehr störanfällig, die Schwachschichten in Form von unterschiedlich harten Schneelagen befanden sich im Triebschnee. Die meisten Alpinisten waren auf bereits „eingesommerten“ Schipisten unterwegs.

Der BMI-Hubschrauber aus Graz im Dauereinsatz, hier bei der Erkundung mit der Lawinenkommission Stainach-Pürg (links). Triebschneeablagerungen wie im Hochwinter in Bereichen über der Waldgrenze (rechts). Quelle: LWD

Der Vergleich zwischen den Niederen Tauern und den Seckauer Tauern spiegelt den Nord-Südgradienten des Schneefallereignisses deutlich wider. Einzig der Wind wirkte in sämtlichen Bergregionen der Steiermark.

Großflächige, frische Verfrachtungen in den Nordalpen standen windbeeinflusste aber schneearme Gipfelregionen in den südlichen Niederen Tauern gegenüber. Quelle: LWD

Extreme Neuschneemengen und Gefahrenstufe 5

Erstellt am 20. April 2017

Polare Kaltluft und feuchte Luftmassen vom Mittelmeer sorgten in den letzten zwei Tagen für Rekordschneemengen in der nördlichen Steiermark. Der ob der tiefen Temperaturen trockene Schnee wurde durch stürmischen bis orkanartigen Nordwind stark verfrachtet.

Das Höhentief lenkte die kalten Luftmassen über das nördliche Mittelmeer direkt an die Nordseite der Ostalpen. Quelle: ZAMG

Neuschneemengen von bis zu 150cm in 30 Stunden führten zu einer kritischen Situation, womit am 20.04. in der Früh in zwei Regionen Gefahrenstufe 5 ausgegeben wurde.

Der rasante Schneezuwachs konnte an vielen Pegeln live mitverfolgt werden. Quelle: LWD

Einige Straßen, wie hier die Gemeindestraße von Wildalpen nach Hinterwildalpen, mussten wegen akuter Lawinengefahr gesperrt werden.

Szenario wie im Hochwinter in vielen Talabschnitten. Quelle: Kain

An steilen, oft bereits aperen Böschungen konnte sich die enorme frische Schneeauflage zunehmend nicht mehr halten.

In den frühen Morgenstunden wurden - wie hier in der Eisenerzer Ramsau - zunehmend Gleitschneeaktivitäten registriert. Quelle: Albinger

"Das Schneeereignis des Jahres" zusammengefasst in einem eindrucksvollen Zeitraffervideo am Beispiel Mariazell, wo es in 36 Stunden knapp einen Meter Neuschnee gab!

>>>HIER GEHTS ZUM VIDEO<<<


Wintereinbruch im April!

Erstellt am 17. April 2017

Der Winter ist zurückgekehrt, in den kommenden Tagen ist in den Nordalpen und Niederen Tauern mit ergiebigem Schneezuwachs zu rechnen. Vorerst gelangt mit einer straffen, nordwestlichen Höhenströmung von der Nordsee feuchte und labile Kaltluft zu uns. Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt dabei zwischen Dachstein-Totes Gebirge-Eisenerzer Alpen. In weiterer Folge dürfte die Okklusion eines von der Adria nach Osteuropa ziehenden Tiefs auch in den nordöstlichen Gebirgsregionen (Hochschwab-Rax-Schneeberg) für ergiebigere Schneefälle sorgen.

Die Störanfälligkeit der anwachsenden Triebschneepakete steigt mit zunehmender Seehöhe an, es ist in höheren Lagen mit erheblicher Schneebrettgefahr zu rechnen!

Bereits in den vergangenen 48 Stunden sind in den Hochlagen der Nordalpen bis über 30cm Neuschnee gefallen. Quelle: ZAMG SNOWGRID

 

Für die kommenden Tage werden im extremen Nordstau Neuschneesummen bis zu 1 Meter, in den Tauern bis zu einem halben Meter prognostiziert! Quelle: ZAMG SNOWGRID

 

 


09.04.2017 Lawinenunfall am Großen Bösenstein (2.448m)

Erstellt am 10. April 2017

Am 09.04.2017 ereignete sich am Großen Bösenstein (2.448m) in den Rottenmanner Tauern ein Lawinenunfall mit tödlichem Ausgang.

Viele Wintersportler nutzten am Sonntag das schöne Wetter für Unternehmungen, so auch eine Gruppe von Schitourengehern, die sich am späten Vormittag kurz unterhalb des Bösenstein-Gipfels sowohl im Aufstieg als auch in der Abfahrt befanden. Dabei dürfte ein Schifahrer ein Schneebrett ausgelöst haben, welches in Folge drei Personen erfasste. Der in der Abfahrt befindliche Schifahrer konnte aus der abgehenden Lawine noch rechtzeitig ausfahren und blieb daher unverletzt. Zwei weitere Personen wurden mitgerissen, wovon eine über eine steile Schneerinne stürzte und mit schweren Verletzungen am Lawinenkegel zu liegen kam. Die andere Person stürzte über eine senkrechte Felswand und dürfte dabei tödliche Verletzungen erlitten haben.

Felswand unterhalb des Bösenstein-Gipfel, über die eine Person durch eine Lawine abstürzte und dabei tödliche Verletzungen erlitt. Eine weitere Person wurde über die danebenliegende Schneerinne mitgerissen und schwer verletzt. Foto: LWD

Im Zuge der Unfallerhebung wurde im Anrissgebiet gemeinsam mit der Alpinpolizei ein Schneeprofil gemacht. Der etwa 100m breite und bis zu 50cm hohe Anriss befindet sich in einem etwa 40 Grad steilen Südhang.

Anriss am etwa 40 Grad steilen Südhang. Foto: LWD
Schneeprofilaufnahme. Foto: LWD

Bei der Lawine handelte es sich um ein feuchtes Schneebrett, das sich in den vergangenen Tagen gebildet hatte. So dürfte bereits am Mittwoch mit stürmischem Nordwestwind frischer Triebschnee auf der verharschten Altschneeoberfläche abgelagert worden sein. Weitere Triebschneeeinfrachtungen mit Graupeleinlagen erfolgten dann von Freitag auf Samstag. Am Übergang vom kalten Neuschnee zum wärmeren Altschnee dürfte sich in der Folge eine Schwachschicht ausgebildet haben, die bei Belastung des gebundenen Schnees eine Bruchfortpflanzung über größere Strecken ermöglichte. Zum Zeitpunkt der Schneeprofilaufnahme am Nachmittag war jedoch der Neuschnee aufgrund der starken Einstrahlung so stark durchfeuchtet, dass diese vermutete Schwachschicht nicht mehr erkennbar war.

Teilansicht des etwa 100m breiten Anrisses aus der Luft. Foto: FEST

Am Sonntag wurde neben den für die Jahreszeit üblichen Feucht/Nassschneelawinen in den Hochlagen der Niederen Tauern und westlichen Nordalpen auch mehrere Schneebrettlawinen registriert, die sich überwiegend oberhalb von etwa 2.200m ereigneten und alle dieselbe Ursache haben dürften. Weitere Personen kamen dabei nicht zu Schaden.

Schneebrett im Prielgebiet. Foto: Heli Steinmassl

Schneebrett am Dachstein: Der Anriss reicht von der Schulter bis zum Einstieg Nordgrat. Foto: B. Schmidt

Gesamtübersicht von der Lawine am Dachstein: Das Schneebrett wurde vermutlich bereits am Samstag von Tourengehern direkt im Bereich des Skidepots ausgelöst. Zum Glück befand sich niemand im Gefährdungsbereich. Foto: Reinfried Prugger

Überblick über die Schneeverhältnisse und Wartungsarbeiten an der Station Grimming

Erstellt am 28. März 2017

Am 27.03. wurde das stabile Hochdruckwetter genutzt, um sich mit der Unterstützung des BMI einen Überblick über die herrschenden Verhältnisse hinsichtlich der Schneemächtigkeit, der spontanen Lawinenaktivität und des vorhandenen Altschneeproblems zu machen. Zusätzlich wurde die beschädigte Lawinenstation am Grimming gewartet und repariert.

Ein Blick auf die SNOWGRID Karte (modellierte Gesamtschneehöhe), sowie folgende Luftaufnahmen zeigen deutlich die fortschreitende Ausaperung  bzw. die letzten Schnee Hot-Spots der Steiermark.

Auch in der schneereichsten Region in der Steiermark, dem Dachstein und dem Toten Gebirge (Blickrichtung NW) findet man nur mehr in hohen Lagen eine durchgehende Schneedecke. Quelle: LWD, ZAMG
Skigebiet Lachtal mit Blick in die Wölzer- und Rottenmanner Tauern (Blickrichtung Nord, links), Gebirgszüge der Schladminger und Wölzer Tauern mit Blickrichtung West über dem Sattental. Quelle: LWD
Bereits wenig Schnee auch in den Eisenerzer Alpen (im Bild links der Erzberg vor Eisenerzer Reichenstein und Linseck, Blickrichtung Südost) und dem Gesäuse (Gr. und Kl. Buchstein und Tamischbachturm, Blickrichtung Nordwest). Quelle: LWD

In Summe wurden bis auf einige kleinere Lockerschneelawinen kaum frische Lawinenabgänge beobachtet. Viele Bereiche haben sich schon zuvor (Niederschlagsereignis 19.-20.03.) entladen, oft fehlt in sonst „klassischen“ Lawinenstrichen bereits der Schnee. Auch frische Gleitschneelawinen waren selten zu sehen.

Frische Gleitschneelawinen in steilen Südhängen. Links im Gesäuse (im Bereich des Admonter Reichenstein, rechts auf der Messnerin). Quelle: LWD

Im Bereich der Hochwildstelle wurde in einem steilen Nordhang ein Schneeprofil aufgenommen. Das Hauptaugenmerk galt dabei der Ausprägung des Altschneeproblems, welches durch die Kältereserven in hochgelegenen (>2200m) Schattseiten immer noch existiert. Das Profil sowie der Stabilitätstest bestätigten den durch kantige Kristalle geschwächten Schneedeckenaufbau. Jedoch ist dieser nur mehr in weitgehend abgeschatteten Hängen ausgeprägt vorhanden. Bereits etwas mehr sonnenexponierte Hangbereiche (NW, NO) zeigten bereits eine fortschreitende Anfeuchtung der Schneedecke und eine deutliche Abnahme von störanfälligen Altschneeschichten.

In hochgelegenen, schattigen Hängen schwächen Schichten mit kantigen Kristallen und Tiefenreif immer noch die Schneedecke. Beim Stabilitätstest rutschte der ganze Block durch plötzlichen Bruch der lockeren Schwachschicht (kantige Kristalle und Tiefenreif). Quelle: LWD

Im Zuge eines Kaltfrontdurchganges in der Nacht auf den 10.03. wurde die Station am Grimming vermutlich durch einen Blitzschlag beschädigt. Im Rahmen der Reparaturarbeiten wurde auch der Blitzschutz montiert, wenngleich er seinen ersten Einsatz bereits verpasst hat…

Im roten Kreis der Karte (registrierte Blitze in der Nacht auf 10.03.) befinden sich die potentiellen Verursacher des Schadens an der Station Grimming. Rechts: Reparaturarbeiten an der Station. Quelle: ALDIS, BMI

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