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Schneedeckenerkundung Mörsbachgebiet am 04.01.2018

Erstellt am 4. Jänner 2018

Mit der extrem milden Witterung kurz vor Jahreswechsel, begleitet von Regen bis knapp über 2.000m hinauf bildete sich auf den obersteirischen Bergen verbreitet ein Harschdeckel aus. Es folgten bis zu 60cm Neuschnee aus einem Ablauf von Warm- und Kaltfronten. Für den Lawinenwarndienst war es daher von Interesse, die Verbindung zum Harsch sowie den Schichtaufbau im Neuschnee auf mögliche Schwachschichten zu überprüfen.

Schneeprofil in ca. 1.800m Seehöhe in den nördlichen Niederen Tauern

An der Nordseite des Riesner Krispen beträgt die Gesamtschneehöhe zurzeit ca. 170cm. Das Schneeprofil im oberen Bild zeigt drei markante Harschschichten, welche sich durch bestimmte Wetterereignisse bildeten: die unterste Schicht entstand im Zuge des Föhnsturmes „Yves“, der in den Tauern mit Windspitzen bis 220km/h und Regen bis über 2.000m die erste Tauphase dieses Winters brachte. Auch die mittlere Schicht mit der Harschschicht durch das Weihnachtstauwetter ist gut sichtbar, der Eintrag von Nadeln und Zweigen zeigt, dass in dieser Zeit auch recht stürmisch war. Die oberste, bereits erwähnte Harschschicht bildete sich zu Jahreswechsel. Der darüberliegende, ungebundene Neuschnee hat sich hier gut mit dem Altschnee verbunden.

An der nicht weit entfernten Station Planneralm lassen sich die prägenden Wetterereignisse ebenfalls recht gut ablesen.

Was bringt jetzt die prognostizierte Erwärmung und der Regen? Regen in eine kalte Neuschneedecke ist eine besonders ungünstige Situation, weil der Schnee rasch zu kriechen beginnt, entsprechende oberflächliche Nassschneelawinen sind die Folge. Werden sie groß genug, können sie bis in tiefere Schichten brechen.

Prognostizierter Niederschlag und Schneefallgrenze bis Freitag Früh für das Tote Gebirge

Zahlreiche Lawinenabgänge am 29.12.2017

Erstellt am 31. Dezember 2017

Am Freitag, den 29.12.2017 ereigneten sich auf den steirischen Bergen mehrere Schneebrettabgänge. An den Tagen zuvor schneite es bei tiefen Temperaturen vor allem entlang der Nordalpen und an der Nordabdachung der Niederen Tauern recht ergiebig (bis 70 Zentimeter), die Niederschläge waren von stürmischem Nordwestwind begleitet, der aber zwischendurch auch Pausen einlegte. Frischer Triebschnee lagerte sich vor allem im ostseitigen Gelände ab, in den Kammbereichen vergrößerten sich die Wechten. Aber auch in den neuschneeärmeren Gebirgsregionen südlich des Alpenhauptkammes führte der stürmische Wind zu Schneeverfrachtungen. Im Lawinenprognosebericht wurde auf mögliche Schwachschichten in Form von weichen Schneeeinlagerungen hingewiesen, derartige Störungszonen treten allerdings meist nicht großflächig auf, sondern sind in Abhängigkeit der wechselnden Windverhältnisse und Geländeformen lokal beschränkt.

Triebschnee im Dachsteingebiet: Burgleiten und Gamsfeldgassl. Foto: LWD
Nicht unbedingt die günstigste Spuranlage unterhalb des Türlspitz auf dem Weg zum Edelgrieß. Foto: LWD

Bei den gemeldeten Lawinenabgängen gab es keine Verschüttungen mit Ausnahme des Unfalles am Rauschkogel: Hier fuhren zwei Tourengeher gegen Mittag an der Ostseite des Berges zu Tal. Die gewählte, bis zu 35 Grad  steile Abfahrtsspur mündet in eine Rinne, die zum Rauschgraben führt. Der erstabfahrende Schifahrer löste knapp unterhalb des Kammes ein Schneebrett aus, von dem er bis zu Beginn eines Erlenstauden-Gebüsches mitgerissen wurde. Er konnte sich selbst aus den Schneemassen befreien, noch ehe sein Kamerad nachkam. Der Verunfallte wurde dabei unbestimmten Grades verletzt.

Schneebrett-Anriss an der Ostseite des Rauschkogels (Mürzsteger Alpen). Foto: AEG
Bis zu 70cm hoher Anriss. Foto: AEG

Bei einem am nächsten Tag am Unfallsort erhobenen Schneeprofil zeigte sich, dass 2 sichtbare Triebschneeschichten auf dem Harschdeckel abgelagert wurden. Zwischen Triebschnee und Harschdeckel bildeten sich innerhalb von 2 Tagen aufgrund des Temperaturgradienten (kalt auf warm) in der Schneedecke kantige Formen flächig aus. Daher konnte der Triebschnee keine Verbindung mit der Altschneedecke eingehen. Das Schneebrett wurde ca. 100 Hm unterhalb des Anrisses ausgelöst.  


Erkundung auf der Planneralm am Christtag

Erstellt am 26. Dezember 2017

Für das lawinenkundlich interessierte Auge waren die Verhältnisse auf der Planneralm wirklich spannend, da man auf engem Raum einige völlig unterschiedliche Phänomene beobachten konnten. Augenscheinlich war die Wirkung des starken bis stürmischen Windes, der überall in der Schneedecke seine Spuren hinterlassen hatte. Die Oberflächen waren meist windgepresst, durch die Kombination der sehr milden Temperaturen mit der ungetrübte Einstrahlung wurde die sonnseitige Schneedecke oberflächlich angefeuchtet. Ein weiteres Zeichen für die einstige, massivere Windeinwirkung war ein älteres Schneebrett im Bereich Gstemmer/Plannerseekarspitze, das wohl unmittelbar nach den Schneefällen spontan abgegangen sein dürfte, als die eingelagerten Schwachschichten wie weicher Neuschnee und überdeckter Reif noch störanfälliger waren.

Blick Richtung Gstemmer/Plannerseekarspitze mit einigen interessanten lawinenrelevanten Phänomenen. Foto: LWD

Durch den starken Windeinfluss bildeten sich auch große Kolke und entlang der Grate einige Wechten, die zum Teil berteits brachen und – wie im Foto gut zu erkennen – auf der Schneeoberfläche abrutschten oder stellenweise kleinere Folge-Schneebretter auslösten.

Wechtenbruch und Gleitschneeabgang. Foto: LWD

Deutlich frischer als das bereits angesprochene, ältere Schneebrett war jene Gleitschneelawine, die sich auf einem besonnten Wiesenhang unmittelbar unterhalb des Plannerknots löste.

Wiesenhänge stellen ideale Schmierflächen für Gleitschneelawinen dar, auf welchen die gesamte Schneetafel abrutscht. Dies trifft nicht ausschließlich aber doch bevorzugt auf sonnenbeschienene Hänge zu. Foto: LWD

Auch der "Gleitschnee-Hang" wurde im Gratbereich von Wechten gesäumt, die zum Teil bereits abgebrochen waren.


Kombination aus Trieb- und Nassschneeproblematik in den letzten Tagen

Erstellt am 24. Dezember 2017

Ab Donnerstag fiel in den typischen Nordstaulagen oberhalb etwa 1000m Neuschnee (zum Teil regnete es kurzfristig auch höher hinauf). Der Niederschlag wurde von starkem bis stürmischem Nordwestwind begleitet, der den Schnee bearbeitete und verfrachtete. Während ausgesetzte Bereiche abgeblasen wurden, sammelten sich in Geländehohlformen frische Triebschneepakete. Als überdeckte Schwachschichten sind weichere Einlagerungen aus kaum windbeeinflusstem, lockerem Schnee wie auch überdeckter Reif zu sehen. Speziell im Gebiet der Eisenerzer Alpen ist der Oberflächenreif sehr störanfällig, er stellte bei mehreren Schneebrettauslösungen die lawinenrelevante Schwachschicht dar. Speziell Schläge in Waldbereichen waren hier hauptsächlich betroffen, da diese Zonen für die Reifbildung prädestiniert sind. Die Bruchfortpflanzung ist bei dem großflächigeren Vorhandensein der Reifschicht effektiv, was die Verläufe der Anrisskanten auf den folgenden Fotos zeigen. Alle Auslösungen verliefen zum Glück glimpflich.

Die Zusatzbelastung eines einzelnen abfahrenden Tourengehers führte an der Kragelschinken-Nordseite zu einer Schneebrettauslösung. Zum Glück wurde der Skifahrer nicht mitgerissen und blieb dadurch unverletzt (Fotos: Beteiligter).
 
Links ist eine weitere Schneebrettauslösung in den Eisenerzer Alpen zu sehen. Auch hier war aufgrund des flächigen Oberflächenreifs eine ausgeprägte Bruchfortpflanzung gegeben (Foto: Toni Albinger). Am Loser (rechte Bildhälfte) wurde ein kleines Brett künstlich ausgelöst, hier bildete eine weichere Einlagerung die Schwachschicht für die darüberliegenden Triebschneepakete. Eine dünne, im Triebschnee eingelagerte Kruste deutete darauf hin, dass es kurzzeitig bis auf etwa 1500m regnete (Foto: LWD).
 

In tieferen Lagen fiel der Niederschlag ausschließlich in Form von Regen, der – gemeinsam mit der Temperaturerhöhung – die Schneedecke je nach Mächtigkeit und Höhenlage an- bzw. durchfeuchtete. Dabei kam es zu kleineren Rutschungen aus Wald- und Wiesenbereichen. Zum Teil stellt die feucht-nasse Grundschicht hier das Hauptproblem dar, und die gesamte Schneedecke rutscht oftmals als Gleitschneelawine ab, wobei beispielsweise Wiesenböschungen oder laubbedeckte Waldböden ideale Schmierflächen darstellen.

In tieferen Lagen war der Regen das lawinenrelevante Wetterelement. Er durchnässte die Schneedecke, die zum Teil auch auf Grund abging (Fotos: Hermann Kain).

Wie geht es weiter? Der Niederschlag ist Geschichte, derzeit ist das „Weihnachtstauwetter“ wetterbestimmend. Am heutigen Sonntag (24.12.) erwarten uns schon sehr milde Verhältnisse, am morgigen Christtag wird es noch milder, in 2000m erwarten uns Höchsttemperaturen um +8 Grad. Dies wird zur Fortschreitung der Setzung der Schneedecke führen und die Spontanlawinenaktivität aus besonnten Hängen fördern. Der entstandene Triebschnee wird sich in der Folge weiter setzen und besser verbinden. Wobei speziell in der Übergangsphase (beginnende oberflächliche Anfeuchtung der Schneedecke) die Auslösebereitschaft kurzfristig sogar erhöht sein kann, da sich die oberflächige Bindung der Schneetafel verstärkt und die überdeckte Schwachschicht noch nicht abgebaut werden konnte.


Die Auswirkungen des stärksten Föhnereignisses des Jahres

Erstellt am 15. Dezember 2017

Kurzer Rückblick auf das Föhnsturmereignis Anfang der Woche. Die Spitzenwindgeschwindigkeiten waren im Österreichvergleich zwar nicht ganz so hoch wie im Westen (wie bspw. Böen mit 236km/h registriert an der LWD-Station Elferspitze in 2440m Höhe). Trotzdem machte sich der Orkan  auch an den steirischen Messstationen mit Spitzenwerten bis ca. 200km/h bemerkbar! Im Südwesten der Steiermark griff der Sturm kurzzeitig sogar bis in die Tallagen durch, hier wurden Rekordwerte registriert.

Windspitzen(rot), Mittelwind (blau) und Windrichtung sowie Lufttemperatur im Zeitraum des Föhnsturms an den Stationen Hauser Kaibling und Blaseneck. Quelle: LWD

 

Links: Windspitzen(rot), Mittelwind (blau) und Windrichtung an der ZAMG- Station in Deutschlandsberg  sowie Windspitzen (rot), Mittelwind (blau), Windrichtung und  Lufttemperatur im Zeitraum des Föhnsturms  an den Stationen Hochzinödl. Quelle: LWD

Der Föhn ließ auch die Temperaturen kurzzeitig rapide ansteigen. Durch den Regen bis auf ca.1800m und mit der darauffolgenden Abkühlung entstand verbreitet ein durchaus mächtiger Harschdeckel, der in Zukunft hinsichtlich der Bildung potentieller Schwachschichten in Form von aufbauend umgewandelten, kantigen Kristallen darunter bzw. im Übergang zur frischeren Schneeauflage unbedingt beachtet werden muss!

Der eingelagerte Harschdeckel, der durch Regen, Erwärmung und Abkühlung verbreitet entstanden ist, gilt zukünftig als Hauptaugenmerk hinsichtlich Bildung neuer Schwachschichten. Quelle: shorty

Der Regeneintrag und die erwärmungsbedingte Durchfeuchtung der Schneedecke führten vermehrt zu Schneemäulern und Rissen in der Schneedecke, was auf die einsetzende Gleitbewegung der Schneedecke zurückzuführen ist. Dieser Vorgang nimmt mit dem Temperaturrückgang zwar etwas ab, es können aber weiterhin (verzögerter Prozess) Gleitaktivitäten in steilen Hängen auftreten.

Die Gleitschneeaktivitäten (hier ein Beispiel vom Leobner) gehen mit der Abkühlung nur langsam zurück und müssen auch weiterhin noch beachtet werden.  Quelle: shorty

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